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Politik: Roland Koch ist mit sich im Reinen - warum bloß? (Kommentar)

Wann wird eine kleine Lüge zu einer großen? Und wenn eine einzige Lüge eine "Riesendummheit" ist, was sind dann zwei?

Wann wird eine kleine Lüge zu einer großen? Und wenn eine einzige Lüge eine "Riesendummheit" ist, was sind dann zwei? Roland Koch, der hessische Ministerpräsident, hat einmal gelogen, zweimal, manche zählen: siebenmal. Doch er ist mit sich selbst im Reinen, wie die sagen, die ihn täglich erleben. Der Regierungschef, die Lügen und die Geldaffäre - das Schauspiel wird allmählich bizarr. Die örtliche FDP aber, die hält an ihm fest.

Koch hat einen neuen Begriff geprägt, der mit ihm als Urheber verbunden bleiben wird: "brutalstmögliche Aufklärung". Diese neue Form der Aufklärung hatte er versprochen, und anfangs sah es auch ganz danach aus, als werde in Wiesbaden tatsächlich mit eisernem Besen ausgekehrt. Selbst vor den Granden schien Koch nicht halt zu machen, selbst seinen Förderer im alten Kampfverband, Manfred Kanther, nicht mehr zu schonen. Auf einer Pressekonferenz am "schwärzesten Tag" der Hessen-CDU würdigte Koch Kanther keines Blickes. Das waren Bilder! Der brutale, der eiserne Roland mit seinem Panzer aus Wahrheit.

Mehr Schein als Wirklichkeit. Man muss es sich immer wieder in Erinnerung rufen: Koch wusste zu dem Zeitpunkt schon von Manipulationen am Rechenschaftsbericht. Er hatte sie gebilligt. Dass es "schweren Herzens" geschah, wie Koch sagt - alles andere wär ja noch schöner! Sprache ist in diesem Fall verräterisch. Aber mehr noch: Koch hat eben nicht nur die "Unwahrheit" gesagt, also Falsches, weil er es nicht besser wusste, sondern gelogen. Ein Regierungschef in Deutschland, der - für jeden offensichtlich - lügt. Und Koch hat nicht nur bei der ersten Pressekonferenz gelogen, sondern einige Tage später erneut. Die "Fortsetzung eines Fehlers", sagt ein hessischer CDU-Sprecher. Das ist von ihm entschuldigend gemeint, nehmen wir an.

Die Fortsetzungslüge, ein neues Prinzip: Wer einmal lügt, der darf auch zweimal - ja er muss auch noch ein zweites Mal. Das nennt man konsequent. Und wenn dann die erste Lüge eingestanden und öffentlich um Entschuldigung gebeten wurde, ist dann nicht schon genug Buße getan? Genug Buße für weitere Lügen, die zweiten, dritte, siebte? Das mag verstehen, wer kann. Bisher konnte es nur die Hessen-FDP.

Roland Koch ist mit sich im Reinen. Er findet, dass er sich nichts vorzuwerfen hat bis auf diese eine, diese kleine "Riesendummheit". Er meint, dass die Aufklärung in Hessen nun an ihren Grenzen angelangt ist und er selbst aufgeklärt hat, was aufzuklären war. Daran stimmt, dass Koch an der Grenze angelangt ist. Er ist befangen, er kann nicht noch mehr aufklären. Jetzt muss Koch aufgeklärt werden. Über sich und über diese Einsicht: Wenn zwei Lügen mehr sind als eine, dann geht es um mehr als um eine Riesendummheit.

Nur die hessische FDP hält an ihm fest? Wenn die Bundes-FDP bei den morgigen Wahlen in ihrem Anti-Koch-Kurs bestätigt wird, dann ist es damit wohl auch vorbei.

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