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Romano Prodi: Der Mann der verpassten Chancen

Ein Mann ohne Charisma, der bereits zweimal verpasste, eine stabile Regierung auf die Beine zu stellen: Die Zersplitterung der Linken wird Romano Prodi erneut zum Verhängnis.

Rom - "Ich mache nur Versprechen, die ich auch halten kann", hatte Romano Prodi noch kurz vor seiner Wahl im Frühjahr 2006 gesagt. Das gefiel den Italienern. Grundsolide, etwas onkelhaft kommt der 67-jährige Wirtschaftsprofessor aus Bologna daher - ein krasser Gegensatz zu seinem Vorgänger Silvio Berlusconi, dessen unbestrittenes Charisma Prodi gänzlich fehlt. Aber als er im vergangenen Jahr zum zweiten Mal an die Macht kam, meinten Beobachter, Prodis Bündnis sei einfach zu bunt zusammengewürfelt, um lange regieren zu können. Sie sollten womöglich Recht behalten. Wie bereits 1998 machten ihm jetzt erneut vor allem die Postkommunisten einen Strich durch die Rechnung.

Er werde "Italien wieder auf Kurs bringen", hatte "Il Professore" - wie Prodi von seinen Landsleuten genannt wird - im Vorfeld vor Millionen Fernsehzuschauern angekündigt. Von der Einführung eines Kindergelds, verstärkten Investitionen in Bildung und Forschung sowie einer Kürzung der Lohnnebenkosten um fünf Prozent in nur einem Jahr hat der Politiker damals gesprochen.

Linke erneut zu zerstritten

Aber aller gute Wille nutzte am Ende nichts, weil die linksradikalen Gruppen seiner Koalition - auch in der Außenpolitik - immer wieder Gegenposition bezogen. Oft suchte er noch Kompromisse, versuchte das Bündnis durch Zugeständnisse zu einen. Berlusconi hatte bereits im Wahlkampf mehrfach betont, Prodi sei nur der Strohmann eines zerstrittenen Bündnisses.

Dabei hatte er vor allem durch seine außenpolitische Haltung zahlreiche Wählerstimmen gewonnen: Nicht zuletzt die Ankündigung eines baldigen Abzugs der italienischen Truppen aus dem Irak bescherte ihm 2006 den Sieg bei den Parlamentswahlen - denn der Großteil der Menschen von Mailand bis Messina war von Anfang an gegen Berlusconis Irak-Politik.

Fehlendes Charisma Ursache für verpasste Chancen?

Aber bereits wenige Monate nach seinem Amtsantritt war klar: Prodi bekam immer häufiger Opposition aus den eigenen Reihen. Ob es nun um die Verabschiedung eines Dekrets zur Veröffentlichung von Parlaments-Dokumenten oder um den Haushaltsplan ging - mehrmals musste er die Vertrauensfrage stellen, um überhaupt Gesetze durch das Parlament zu boxen.

Der ehemalige EU-Kommissionspräsident, der seit 1969 mit der Universitätslektorin Flavia Prodi Franzoni verheiratet ist, war erst Mitte der 90er Jahre in die Politik eingetreten. Vielleicht ist es gerade das fehlende Charisma, das ihn immer wieder zum Sturz bringt. Zwei Mal bekam er von den Italienern die Chance, eine stabile Mitte-Links-Regierung auf die Beine zu stellen - er verpasste sie beide. (tso/dpa)

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