zum Hauptinhalt

Politik: Rot-Grün holt auf

Aber die Anhänger glauben nicht mehr an den Sieg

Für das Politbarometer im Auftrag von ZDF und Tagesspiegel hat die Forschungsgruppe Wahlen vom 6. bis 8. September knapp 1300 Bürger befragt.

Auch das Politbarometer zeigt in dieser Woche einen deutlichen Stimmungstrend hin zu Rot-Grün, der Abstand zu Schwarz-Gelb verringert sich merklich. Die SPD legt bei der Stimmung um vier Punkte auf 38 Prozent zu, die Union verliert und kommt jetzt auf 40 Prozent (minus 2). Die Grünen verbessern sich wieder auf 7 Prozent (plus 1), die FDP fällt dagegen um einen Punkt auf 6 Prozent zurück und auch die Linkspartei hat mit jetzt 7 Prozent (minus 1) leichte Verluste.

Bei den letzten Bundestagswahlen gelang dem jeweiligen Regierungslager in der Endphase des Wahlkampfs ebenfalls ein deutlicher Aufholprozess. 2002 hatte dieser für Rot-Grün jedoch deutlich früher eingesetzt als momentan und fand auf einem höheren Niveau statt. Hinzu kommt, dass auch vor drei Jahren die politische Stimmung gut eine Woche vor dem Wahltermin – wie jetzt – stark unter dem Einfluss des von Bundeskanzler Gerhard Schröder gewonnenen TV-Duells gestanden hatte: Im September 2002 lag die SPD dann zu diesem Zeitpunkt in der Stimmung mit 45 Prozent zehn Punkte vor der CDU/CSU. Gut eine Woche später kam die SPD dann nur auf ein identisches Ergebnis wie die CDU/CSU.

Dies zeigt, wie wenig verlässlich die Stimmungen mit Blick auf das tatsächliche Verhalten sein können. Die Projektion des Politbarometers sagt daher für Sonntag in einer Woche das folgende Ergebnis voraus: Union 41 Prozent, SPD 34, Grüne und FDP 7, Linkspartei 8. Damit hätte Schwarz-Gelb keine Mehrheit, noch weniger Rot-Grün, und auch eine Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP gäbe es nicht. Möglich wäre eine große Koalition unter Führung der Union oder die Kombination Rot-Rot- Grün. Schröder hat also praktisch keine Chance auf eine dritte Amtszeit.

Noch immer sind laut Politbarometer aber 22 Prozent der Befragten nicht ganz sicher, wen sie wählen werden. Die Chancen der Opposition aus CDU/CSU und FDP werden aber für weitaus größer gehalten als die von Rot-Grün: 65 Prozent der Wahlberechtigten gehen davon aus, dass Union und Liberale zusammen die Wahl gewinnen werden, nur 24 Prozent denken, dass es SPD und Grüne noch einmal schaffen werden. Selbst die Anhänger der beiden Regierungsparteien rechnen nicht mehrheitlich mit einem Wahlsieg von Rot-Grün. 2002 erwarteten zum gleichen Zeitpunkt gut eine Woche vor der Bundestagswahl 60 Prozent aller Befragten einen Erfolg der rot-grünen Koalition, nur 26 Prozent glaubten, dass Union und FDP die Regierung ablösen würden – die Erwartungshaltung war also genau umgekehrt.

Trotz der klaren Verbesserung für die SPD in der politischen Stimmung gibt es weiterhin den mehrheitlichen Wunsch nach einem politischen Wechsel: 54 Prozent der Befragten sagen, es wäre an der Zeit, dass andere Parteien an die Regierung kommen. Tsp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false