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Politik: Rot-Grün überholt Schwarz-Gelb

Umfragen zeigen deutlichen Meinungsumschwung zugunsten der SPD / Schröder: Stoiber fehlt die Fähigkeit

Berlin. Zum ersten Mal in diesem Jahr gehen führende deutsche Wahlforschungsinstitute von einer Fortsetzung der rot-grünen Koalition aus. Sowohl die Forschungsgruppe Wahlen als auch Infratest dimap sehen in Umfragen, die am Freitag veröffentlicht wurden, die SPD als stärkste Kraft. Die Forschungsgruppe ermittelte für die SPD 40 (plus zwei) und für CDU/CSU 37 (minus ein) Prozent. Infratest dimap gibt der SPD 38,5 (plus 0,5) und der Union 36 (minus 3,5). Das Institut Forsa sieht die SPD bei 40 und die Union bei 38 Prozent. Im Bundestag lieferten sich Kanzler Schröder und sein Herausforderer Stoiber ein scharfes Wortgefecht.

Von Gerd Appenzeller

und Antje Sirleschtov

Die Gewichte zwischen den großen Parteien haben sich offensichtlich unter dem Eindruck der Hochwasserkatastrophe an der Elbe, der Debatte um eine deutsche Beteiligung an einem Irak-Krieg und der Bewertung des zweiten Fernsehduells verschoben. Vor allem im Osten erleidet die Union Einbrüche. Innerhalb einer Woche sackte sie dort von 33,5 auf 27 Prozent ab. Zu diesem Ergebnis kommt Infratest dimap, das für den „Bericht aus Bonn“ der ARD und den Tagesspiegel arbeitet. Könnte der Kanzler direkt gewählt werden, läge Schröder im Osten 39 Punkte vor Stoiber. Die Forschungsgruppe Wahlen, die das ZDF-Politbarometer erstellt, und Infratest dimap sehen die PDS unter der Fünf-Prozent-Grenze. Die FDP kommt bei der Forschungsgruppe auf 7,5, bei Infratest dimap auf 8,5 Prozent. Die Grünen schaffen es auf sieben (Forschungsgruppe), beziehungsweise acht Prozent (Infratest).

Noch vor wenigen Wochen hatten alle Institute einen deutlichen Vorsprung von Schwarz-Gelb gesehen. Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher sagte, eine ähnliche „Kurvenfahrt der Meinungsumfragen“ habe es zum letzten Mal vor der Bundestagswahl 1965 gegeben.

Schröder und Stoiber lieferten sich am Freitag in der letzten Bundestagssitzung vor der Wahl ein heftiges Wortgefecht. Schröder griff den bayerischen Ministerpräsidenten scharf an: „Sie wollen vielleicht Kanzler werden, aber Sie haben nicht die Fähigkeit dazu“, sagte der Kanzler nach einer Generalabrechnung Stoibers mit der Regierungspolitik. Der CSU-Politiker hatte Schröder vorgeworfen, in der Irak-Debatte „Fragen zu beantworten, die niemand stellt“. In Deutschland selbst hingegen beantworte Schröder „die Fragen, die das Volk stellt, nicht“. Stoiber spielte auf Arbeitslosigkeit und Insolvenzen an und behauptete, die SPD habe „kein Angebot für Deutschland, kein Konzept und keine Mannschaft“, um die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Schröder wies alle Angriffe zurück und warf der Union „Hilflosigkeit und Aggressivität“ vor.

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