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Bodo Ramelow

© dpa

Rot-Rot-Grün in Thüringen: Ein Akt der Verzweiflung

Die SPD in Thüringen will eine Koalition mit der Linkspartei und Bodo Ramelow zum ersten linken Ministerpräsidenten machen. Das ist ein Tabubruch - mit dem sich die Sozialdemokraten selbst schaden. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stephan Haselberger

Die Führung der Thüringer SPD um den Erfurter Bürgermeister Andreas Bausewein hat ihrer Basis die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit Linken und Grünen empfohlen. Erklärtes Ziel ist die Wahl von Bodo Ramelow zum ersten linken Ministerpräsidenten in Deutschland – auch 25 Jahre nach dem Fall der Mauer ein Tabubruch. Man darf bezweifeln, dass er für die Sozialdemokratie gut ausgeht, nicht nur wegen der knappen Mehrheit im Thüringer Landtag. Mit Ramelows Wahl würde sich die Ost-SPD vom Erbe ihrer Gründer verabschieden.

Ebenso schwer wiegt, dass die SPD als Juniorpartner der Linkspartei in Erfurt den unbedingten Führungsanspruch der Sozialdemokraten in ganz Ostdeutschland preisgeben würde. Dass alles weiß die Thüringer SPD-Spitze genau. Dass sie dennoch für Rot-Rot-Grün plädiert, ist vor allem ein Akt der Verzweiflung. Nach jahrelangem Schattendasein in einer großen Koalition und einem beschämenden Wahlergebnis von zwölf Prozent glaubt sie, der Basis kein neues Bündnis mit der CDU zumuten zu können. Sie rät der Partei deshalb zur Flucht in eine Umarmung, die der SPD vollends die Luft rauben könnte – nicht nur in Erfurt.

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