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Politik: Rot-roter Flirt: Integrieren, nicht polarisieren - Wie die künftige PDS-Chefin Gabi Zimmer ihre Linie finden will

Gabi Zimmer hat sich nicht danach gedrängt, an diesem Wochenende als Nachfolgerin von Lothar Bisky zur neuen Bundesvorsitzenden der PDS gewählt zu werden. In gewisser Weise ist sie die Kompromisskandidatin der Reformer, die sich zum Teil selber blockiert haben.

Gabi Zimmer hat sich nicht danach gedrängt, an diesem Wochenende als Nachfolgerin von Lothar Bisky zur neuen Bundesvorsitzenden der PDS gewählt zu werden. In gewisser Weise ist sie die Kompromisskandidatin der Reformer, die sich zum Teil selber blockiert haben. Doch man würde die 45-jährige Thüringerin unterschätzen, wenn man sie wie eine große Wochenzeitung schlicht als "Zonen-Gabi" abstempelt. Zimmer wirkt bei öffentlichen Auftritten zwar oft spröde und drängelt sich nicht gern in die erste Reihe. Doch sie hat Machtinstinkt. Vor der Wende Agitatorin in der SED-Parteileitung ihres Betriebes in Suhl, gehörte die verheiratete Mutter von zwei Töchtern in der Wende zu den Mitbegründerinnen des PDS-Landesverbandes in Thüringen. 1990 wurde sie Landesvorsitzende und setzte sich immer wieder auch für eine kritische Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit und für den Reformkurs ein.

Ihr Gewicht in der PDS wuchs nach der Landtagswahl 1999 in Thüringen, als die Partei mit ihr als Spitzenkandidatin mit 21,4 Prozent noch vor der SPD zur zweitstärksten politischen Kraft wurde. Danach übernahm sie im Landtag den Fraktionsvorsitz. Auch wenn sie, wie erwartet, zur neuen Bundesvorsitzenden wird, will Gabi Zimmer sich aus Thüringen nicht verabschieden. Nicht nur ihre politische Arbeit hält sie dort, sondern auch der Grund, "dass ich die Berge liebe oder gern in der Nähe von Wald wohne".

Gabi Zimmer gilt als Frau, die integriert und nicht polarisiert. Sie will daher auch künftig nicht alleine im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, sondern ihre Vorstandskollegen stärker beteiligen. "Ich will versuchen, die Verantwortung stärker auszubilden", hat sie bereits angekündigt. "Ich sehe mich nicht als Trainerin oder Vorturnerin der PDS", sagt sie. Doch bei allem Willen zur Integration widerstreitender Strömungen in der PDS präsentiert sich Zimmer auch als Reformerin, die sich von innerparteilichen Gegnern nicht auf der Nase herumtanzen lassen will. Die Partei müsse an bestimmten Punkten einfach Entscheidungen treffen "und dabei ein Mindestmaß an Verbindlichkeit" sichern. Die Warnung an orthodoxe Linke, die den Reformkurs ablehnen, ist deutlich. Duldsam wie ihr Vorgänger Lothar Bisky will sie jedenfalls nicht sein: "Ich weiß nicht, ob ich mir so lange auf der Seele herumtrampeln lassen würde, wie es manchmal bei Lothar den Eindruck machte."

Gleich nach ihrer Wahl wird die neue Vorsitzende in Cottbus zeigen müssen, wie ernst sie es damit meint, den Reformkurs der PDS voranzutreiben. Ihr Leitantrag, den sie gemeinsam mit PDS-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch und Fraktionschef Roland Claus vorlegte, will den Kurs festklopfen. Doch nicht nur bei der Kommunistischen Plattform regt sich Widerstand. Vorab zeigt Zimmer Härte. Auf die Frage, was sie im Alltag am meisten ärgere, hat sie nämlich geantwortet: "Rechthaberei und stundenlange ergebnislose Diskussionen."

Carsten Germis

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