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Politik: Rote Küsse

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Wo wegen des SPD-Parteitags so viel Großes und Grundsätzliches über uns hernieder kommt, nehmen wir Reißaus und wenden uns dem Kleinen zu. Die Reform Deutschlands, die Zukunftsfähigkeit der Republik - das überlassen wir den Neben-Spalten.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Wo wegen des SPD-Parteitags so viel Großes und Grundsätzliches über uns hernieder kommt, nehmen wir Reißaus und wenden uns dem Kleinen zu. Die Reform Deutschlands, die Zukunftsfähigkeit der Republik - das überlassen wir den Neben-Spalten. Nehmen wir stattdessen den alltäglichen Fauxpas im politischen Geschäft, den kleinen Ausrutscher.

Kürzlich war James Wolfensohn zu Besuch in Berlin. Wolfensohn, ein hochkultivierter Mann, der die größten Museen in Boston tatkräftig unterstützt und vielfältiges Engagement als Mäzen betreibt, ist der Chef der Weltbank. An der Spree sprach er mit der Ministerin für Entwicklungshilfe, Heidemarie Wieczorek-Zeul. Wolfensohn und Wieczorek-Zeul sangen gemeinsam das hohe Lied auf eine Form der Armutsbekämpfung, die zuallererst mit den Betroffenen spricht, die einbindet, sich verständigt. Das war alles sehr sympathisch.

Die „rote Heidi“, wie sie früher genannt wurde, und Wolfensohn erhoben sich irgendwann und schritten zur Verabschiedungs-Zeremonie. Da es sich um höfliche und kultivierte Menschen handelt, drückte die Ministerin ihrem Gast aus Washington einen Kuss auf die rechte Wange. Irgendwie färbt Rot ab; Wieczorek-Zeul hinterließ auf der Backe des Weltbank-Präsidenten jedenfalls einen dicken Fleck. Die Ministerin sah’s und wischte mit dem Ärmel in Wolfensohns Gesicht herum. Wolfensohn nahm’s gelassen und begann, die Treppe herunterzuschreiten, auf zum nächsten Termin. Wieczorek-Zeul rief ihm „sorry!“ hinterher und schob ein „bye!“ nach. Dann machten sich beide wieder an die Bekämpfung der weltweiten Armut.

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