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Rote Moschee in Pakistan: Ultimatum der Regierung läuft ab

Nach Ablauf einer Frist zur Abgabe ihrer Waffen haben sich in Islamabad mehr als 700 Koranschülerinnen und Koranschüler ergeben. Ein harter Kern von rund 200 Islamisten verschanzt sich jedoch weiterhin mit weiteren Schülern in der Roten Moschee.

Nach Angaben der Sicherheitskräfte hielten sich zunächst noch mindestens tausend Studierende in der Roten Moschee auf, die den Behörden als Hochburg von Islamisten und nach Pakistan geflüchteten Taliban-Kämpfern aus Afghanistan gilt. Die Regierung hatte die Menschen in der von Polizei- und Armeekräften umstellten Roten Moschee ultimativ aufgefordert, sich bis 11:00 Uhr Ortszeit (8:00 Uhr MESZ) zu ergeben und die Frist später zwei Mal verlängert.

Ein ranghoher Sicherheitsbeamter sagte, wahrscheinlich würden die meisten der etwa 500 noch in der Moschee verbliebenen Frauen und etwa 300 Männer das Gebetshaus verlassen. Ein harter Kern von etwa 200 Islamisten werde sich jedoch voraussichtlich in der Roten Moschee (Lal Masjid) verschanzen. Staatspräsident Pervez Musharraf kündigte an, dass jeder, der die Moschee verlasse, 5000 Rupien (61 Euro) erhalten werde.

Geistlicher Führer stellt Bedingungen für Kapitulation

An den von der Moschee veranstalteten Kursen nehmen nach deren Angaben etwa 5000 männliche und 4000 weibliche Studierende zwischen zehn und 25 Jahren teil. Einer der führenden Geistlichen der Moschee hatte sich bereit erklärt, die Waffen niederzulegen, wenn es eine schriftliche Garantie gebe, dass die Sicherheitskräfte nicht angreifen würden. Bei Schießereien um die Moschee waren am Dienstag nach amtlichen Angaben mindestens 16 Menschen - ein Soldat, ein Journalist, mindestens neun Studierende und mehrere Schaulustige - getötet und fast 150 weitere verletzt worden.

Koranschüler, die die Moschee verließen, berichteten von zwei Toten und mehreren Verletzten im Inneren des Gebäudes. Einige von ihnen sagten, sie wollten den Kampf bis zur Schaffung eines islamischen Gottesstaates in Pakistan fortsetzen.

Nachdem auch die zweite Verlängerung der Frist verstrichen war, traf die Regierung zunächst noch keine Entscheidung über das weitere Vorgehen. Abdul Rashid Ghazi, der die Moschee und ihre beiden Koranschulen zusammen mit seinem Bruder Abdul Aziz leitet, sagte einem privaten Fernsehsender: "Wir haben unsere Schüler angewiesen, nicht das Feuer zu eröffnen". Den Sicherheitskräften warf er vor, während der Versammlung zum Morgengebet Schüsse abgegeben zu haben.

"So lang wie Allah es will"

Ghazi dementierte Angaben, wonach sich Selbstmordattentäter in der Moschee aufhielten. Die im Gebetshaus vorhandenen Nahrungsmittel reichten allerdings "so lang wie Allah es will". Geistliche der Moschee hatten am Dienstag angesichts der Toten Rache für das "Blut der Märtyrer" durch Selbstmordanschläge geschworen. Auch Ghazis Bruder Abdul Aziz hatte im April mit Selbstmordattentaten gedroht.

Bei Kämpfen am frühen Morgen kam nach Angaben von Krankenhausärzten ein Koranschüler ums Leben. Zeugen berichteten, später hätten pakistanische Paramilitärs einen offenbar geisteskranken, etwa 40 Jahre alten Mann erschossen, der sich der Moschee genähert habe. Zudem starben in der Nacht im Krankenhaus den Angaben zufolge drei Verletzte.

In der Nacht hatten hunderte Soldaten, Paramilitärs und Polizisten um die Lal Masjid Stellung bezogen. Die Regierung hatte zuvor eine Ausgangssperre verhängt und gedroht, Bewaffnete zu erschießen. Der Strom in der Umgebung der Moschee und ihrer Koranschulen wurde abgestellt, rund um die Gebäude wurden Sperren aus Stacheldraht errichtet und Sandsäcke aufgetürmt. Die Lal Masjid befindet sich seit mehreren Monaten im Konflikt mit der Regierung.

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