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Politik: Rückkehr der Schmiergeldrepublik

Eine Untersuchung zeigt: In Italien blüht die Korruption wie nie zuvor

Anfang der 90er Jahre ging die sogenannte erste Republik unter. Mailänder Staatsanwälte überführten hunderte von Unternehmern und Politikern als korrupt. Parteien wie die Sozialisten und Christdemokraten lösten sich auf, weil nahezu das gesamte Führungspersonal überführt wurde. Damals war die Rede von moralischem Neuanfang und von einer „sauberen“ zweiten Republik.

Jetzt, zehn Jahre nach der Aufdeckung von „Tangentopoli“, der Schmiergeldrepublik, ließ der Unternehmerverband Confesercenti durch das Sozialforschungsinstitut SWG den Stand der Korruptionsbereitschaft der Italiener untersuchen. Das Ergebnis wurde mit Spannung erwartet und führte beispielsweise bei der Zeitung „La Repubblica” zum unmissverständlichen Titel: „Tangentopoli ist zurückgekehrt.“

Von 1500 befragten Unternehmern gaben 43 Prozent an, dass man auch heute ohne Schmiergelder an Beamte keine öffentlichen Arbeitsaufträge erhält; zwölf Prozent sind sogar davon überzeugt, dass man heute weitaus mehr als früher zahlen muss. 20 Prozent glauben, dass die Schmiergelder heute „billiger“ sind. Zwölf Prozent glauben zu wissen, dass auch die Finanzpolizei Bestechungsgelder annimmt. Und für 49 Prozent sind die Politiker nach wie vor am korruptesten.

Thomas Migge[Rom]

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