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Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in der Grenzregion zu Südkorea. Viele Familien sind seit dem Korea-Krieg in den 50er Jahren getrennt.

© dpa

Rückschlag im Entspannungsprozess: Nordkorea sagt Familienzusammenführung ab

Kein Wiedersehen. Nordkorea lässt die geplante Familienzusammenführungen mit Südkorea platzen. Pjöngjang nennt die „feindliche“ Politik Seouls als Grund.

Wenige Tage vor den mit Spannung erwarteten geplanten Zusammenführungen nord- und südkoreanischer Familien hat Nordkorea die Treffen abgesagt. Das Vorhaben werde wegen der „feindlichen“ Politik des Südens auf unbestimmte Zeit verschoben, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Samstag. Erst vor wenigen Wochen hatten sich Pjöngjang und Seoul auf die Wiederaufnahme der Treffen geeinigt.

"Wir verschieben das anstehende Wiedersehen getrennter Familien, bis eine normale Atmosphäre für Gespräche und Verhandlungen geschaffen ist“, zitierte KCNA ein für die Beziehungen zum Süden zuständiges Regierungskomitee. Solange Südkorea die innerkoreanischen Beziehungen mit „Feindseligkeit und Beschimpfungen“ behandle, könnten humanitäre Fragen wie die Familienzusammenführungen nicht geklärt werden.

Der Norden kritisierte vor allem gemeinsame Militärübungen des Südens mit der USA. Das südkoreanische Parlament hatte außerdem Anfang September der Festnahme eines linksgerichteten Abgeordneten wegen mutmaßlicher Anstachelung zum Aufruhr im Interesse Nordkoreas zugestimmt. Südkoreanische Vertreter waren am Samstag für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Der 92-jährige Kang Neung Hwan, der seinen in Nordkorea lebenden Sohn besuchen wollte, zeigte sich „zutiefst enttäuscht“. „Es wird immer schmerzhafter für mich, darauf zu warten, ihn zu sehen“, sagte er der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Koh Jeong Sam sagte, die Enttäuschung seiner 95-jährigen Mutter sei nicht in Worte zu fassen. Sie habe viele Geschenke für ihre Schwestern im Norden besorgt. Auf den offiziellen Listen für die Treffen standen jeweils etwa hundert Süd- und Nordkoreaner.

Auf die Wiederaufnahme der Zusammenführungen hatten sich Nordkorea und Südkorea Ende August geeinigt. Die Familien sollten sich zwischen dem 25. und dem 30. September im Feriengebiet Kumgang in Nordkorea treffen. Das Programm aus dem Jahr 2000, in dessen Rahmen bislang tausende Menschen kurzzeitig ihre Verwandten besuchen konnten, sollte nach dreijähriger Pause wieder aufgenommen werden. Derzeit stehen etwa 72.000 Südkoreaner auf einer offiziellen Warteliste und hoffen, ihre Familienmitglieder im Norden besuchen zu dürfen. Die Hälfte von ihnen ist bereits über 80 Jahre alt.

Zuletzt hatte es im Jahr 2010 Familienzusammenführungen gegeben, die stets sehr emotional ablaufen. Unter Aufsicht des Roten Kreuzes trafen sich Verwandte, die seit dem Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 auf verschiedenen Seiten der innerkoreanischen Grenze lebten.

Professor Yang Moo Jin von der Universität für Nordkorea-Studien sieht in der Absage aus Pjöngjang ein Druckmittel, um den Süden zur Wiederaufnahme von Touren nach Kumgang zu bewegen. Seoul hatte die Touren in die bergige Region, eine wichtige Einnahmequelle für den Norden, im Jahr 2008 gestoppt. Damals hatte ein nordkoreanischer Soldat einen südkoreanischen Touristen erschossen, der sich in ein abgesperrtes Gebiet verirrt hatte. Seoul fordert eine offizielle Entschuldigung für den Vorfall.

Die beiden koreanischen Staaten waren durch den Koreakrieg getrennt worden. Sie befinden sich de facto noch immer im Kriegszustand.
Zuletzt gab es aber wieder Anzeichen für eine Annäherung. So wurde vor knapp einer Woche die gemeinsam betriebene Sonderwirtschaftszone Kaesong nach mehreren Monaten wieder geöffnet. (AFP)

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