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Politik: Rüttgers spricht von alarmierender Lage auf dem Lehrstellenmarkt

152 000 Schulabgänger haben zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch keinen Platz gefunden BONN (krö).Die Zahl der Schulabgänger ohne Lehrstelle hat weiter zugenommen.

152 000 Schulabgänger haben zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch keinen Platz gefunden BONN (krö).Die Zahl der Schulabgänger ohne Lehrstelle hat weiter zugenommen.Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres hatten über 152 000 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz, über 35 000 mehr als 1996.Dem standen nicht ganz 58 000 freie Stellen gegenüber.Das berichtete der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, am Montag in Bonn.Nimmt man die staatlich geförderten Ausbildungsplätze hinzu, stehen nach Angaben von Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers den 625 000 Bewerbern 591 000 Stellen gegenüber.Rüttgers sprach von einer "alarmierenden Lage" und einem "enormen Rückschlag". Die Bundesregierung will deshalb Ausbildungsbetriebe bei der Vergabe staatlicher Aufträge bevorzugen.Die SPD forderte eine Lehrstellenabgabe. Rüttgers kündigte an, daß die Regierung bereits heute die Änderung der Richtlinien für öffentliche Aufträge ändern werde.Offenbar hat Wirtschaftsminister Rexrodt (FDP) seinen Widerstand gegen eine solche Regelung aufgegeben.Das SPD-Präsidium billigte den Entwurf der Bundestagsfraktion für ein Ausbildungsplatz-Finanzierungsgesetz.Danach sollen Unternehmen mit zu wenig Lehrstellen zu einer Abgabe verpflichtet, über den eigenen Bedarf hinaus ausbildende Betriebe dagegen durch einen Bonus bevorzugt werden.Niedersachsens Ministerpräsident Schröder, der als SPD-Kanzlerkandidat im Gespräch ist, lehnte diesen Plan ebenso wie die Bundesregierung ab.Rüttgers sprach von einem "Freibrief" für die Unternehmen, sich freizukaufen. Nach den Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit haben Wirtschaft und Verwaltungen bis Ende August 17 500 Lehrstellen weniger angeboten als 1996.Das entspricht einem Minus von drei Prozent.Gleichzeitig stieg die Zahl der Bewerber um 7,5 Prozent.Besonders dramatisch ist die Lage in Ostdeutschland.Für 55 700 unvermittelte Bewerber stehen nur 6300 betriebliche Ausbildungsplätze zur Verfügung.Bund und Länder haben jedoch ein weiteres Sonderprogramm für 14 300 Stellen beschlossen.In den alten Ländern ist die Lage am günstigsten laut Jagoda in Südbayern.Problemregionen seien Berlin, Niedersachsen, Hessen, das Ruhrgebiet sowie Franken und die Pfalz.In den neuen Ländern sehe es besonders schlimm in Cottbus (Brandenburg), aber auch in drei sächsischen Bezirken aus.Der DGB rechnet in diesem Jahr mit einem Fehlen von 170 000 Ausbildungsplätzen. Unterdessen wurde bekannt, daß es im August 470 000 Arbeitslose mehr gegeben hat als vor einem Jahr.Nach Angaben aus politischen Kreisen stieg die Arbeitslosenzahl gegenüber Juli unbereinigt um rund 18 000 auf 4,372 Millionen.Jagoda will die Zahlen an diesem Dienstag vorlegen.

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