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Politik: Ruf nach Vergeltung Nach Raketenangriffen auf israelische Grenzstadt

Dem achtjährigen Osher Twito aus der israelischen Wüstenkleinstadt Sderot musste in der Nacht zum Sonntag ein Bein amputiert werden. Zuvor waren aus dem Gazastreifen Kassam-Raketen auf die Grenzstadt abgefeuert worden.

Dem achtjährigen Osher Twito aus der israelischen Wüstenkleinstadt Sderot musste in der Nacht zum Sonntag ein Bein amputiert werden. Zuvor waren aus dem Gazastreifen Kassam-Raketen auf die Grenzstadt abgefeuert worden. Bei dem Angriff wurde nicht nur Osher Twito schwer verletzt, sondern auch sein 19-jähriger Bruder. Insgesamt schlugen am Freitag und Samstag 43 Kassam-Raketen in Sderot und Umgebung ein. Wegen der anhaltenden Angriffe militanter Palästinenser wurden in Israel am Sonntag bei der wöchentlichen Kabinettssitzung Rufe nach härteren Vergeltungsmaßnahmen laut. Ein Teil des Gazastreifens sollte „von der Landkarte getilgt“ werden, verlangte Kabinettsminister Meir Schitrit.

Regierungschef Ehud Olmert traf am Sonntagabend zu einem dreitägigen Besuch in Berlin ein. Die nationalistische Opposition kritisierte seine Reise scharf und hatte deren Absage gefordert. Gegen Mittag demonstrierten hunderte Einwohner aus Sderot vor dem Amtssitz des Ministerpräsidenten und wollten mit ihm sprechen. Aber da war er schon abgeflogen.

Die Extremistengruppe „Islamischer Dschihad“ übernahm die Verantwortung für die Raketenangriffe. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas meldete stolz, seit dem letzten Dienstag 154 Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet abgefeuert zu haben.

Und damit hat auch Regierungschef Olmert ein Problem. „Ich stehe unter Druck“, sagte er vergangene Woche der österreichischen Außenministerin Ursula Plassnik. Von ihm werde erwartet, so Olmert, dass er endlich einem Truppeneinmarsch auf breiter Front in den Gazastreifen zustimme. Die Forderung wird von den gleichen Politikern erhoben, die Olmert vorwarfen, er habe die große Schlussoffensive in den Südlibanon vor anderthalb Jahren nur aus parteipolitischen Gründen angeordnet, nicht aber aus militärischer Notwendigkeit.

Die Kassam-Raketen schlagen in Sderot und Umgebung weiterhin ein, ob nun Israels Panzer in den Gazastreifen einrücken oder nicht. Die militärischen Gegenmaßnahmen Israels haben sich bisher nur als Motivation für die Hamas erwiesen. Damit scheint alles auf Verhandlungen mit der Hamas hinauszulaufen. Solche Verhandlungen gibt es schon seit langem – es geht dabei um die Freilassung des entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit im Austausch gegen 350 bis 450 palästinensische Häftlinge. Doch darüber hinausgehende Verhandlungen würden den Boykott unterminieren, den die internationale Staatengemeinschaft gegen die Hamas verhängt hat.

Angesichts dieser Alternativen, von denen keine erfolgversprechend scheint, kann man Olmert verstehen, wenn er jetzt lieber in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank- Walter Steinmeier über die iranische Bedrohung und die Bemühungen um die Freilassung zweier israelischer Soldaten aus der Geiselhaft der Hisbollah spricht.

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