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Immer mehr Opfer aus DDR-Zeiten melden sich bei Gabriele Beyer.

© picture alliance / ZB

Runder Tisch: Missbrauch in DDR-Heimen kein Thema

Wenn sich am Freitag der Runde Tisch konstituiert, wird der sexuelle Missbrauch in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR offenbar keine Rolle spielen. Diese Einschätzung legt die 60 Personen umfassende Teilnehmerliste nahe.

Von Matthias Schlegel

Darunter sei „kein einziger, der die spezifischen Interessen dieser Missbrauchsopfer aus DDR-Zeiten wahrnehmen könnte“, sagte der sächsische Bundestagsabgeordnete Manfred Kolbe (CDU) am Mittwoch dem Tagesspiegel. Er sei darüber „verärgert“. Kolbe hatte in einem Brief an Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) gemahnt, dieses Thema am Runden Tisch zu behandeln. In der Antwort habe es zwar geheißen, das Problem Missbrauch werde gesamtdeutsch betrachtet, doch er sehe nicht, wer dies am Runden Tisch tun solle, sagte Kolbe.

Gemeinsam mit der Leiterin der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, Gabriele Beyler, hatte der CDU-Politiker Ende März einen Aufruf veröffentlicht, in dem Betroffene und Zeugen solcher Vorkommnisse gebeten wurden, über ihre Erfahrungen zu berichten. Bislang hätten sich 55 von sexuellem Missbrauch Betroffene aus 18 verschiedenen staatlichen Heimen der DDR gemeldet, sagte Beyler am Mittwoch dem Tagesspiegel. Sie bedauerte, dass das Schicksal dieser Opfergruppe am Runden Tisch ausgeblendet werde. „Dort hätte dieses Thema hingehört, denn Missbrauch ist Missbrauch, und der ist systemunabhängig“, sagte Beyler. In der DDR gab es 474 staatliche Heime, darunter 38 Spezialkinderheime und 32 Jugendwerkhöfe, in denen als schwer erziehbar geltende und nicht den sozialistischen Normen entsprechende Kinder verwahrt wurden.

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