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Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte auf seiner Website diese Fotos, die den Bombenabwurf über Syrien zeigen sollen.

© dpa

Update

Russische Luftschläge in Syrien: Moskau: "Berichte über Angriffe auf Palmyra absolute Lügen"

Russland dementiert Luftschläge gegen Ziele in der antiken Stadt Palmyra. Im Westen Syriens soll eine Bodenoffensive syrischer Truppen und ihrer Verbündeten starten.

Unabhängig nachprüfen lässt es sich vorerst nicht, in jedem Fall aber sind die neuesten Nachrichten über die russischen Luftschläge in Syrien höchst widersprüchlich. So hat das russische Verteidigungsministerium am Dienstag dementiert, Ziele in der syrischen Stadt Palmyra angegriffen zu haben. "Alle Berichte ausländischer Medien, dass russische Flugzeuge Luftangriffe gegen die Stadt Palmyra geflogen sind, sind absolute Lügen", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau. Zuvor hatte das syrische Fernsehen unter Berufung auf Militärkreise von Luftangriffen auf Ziele der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in und um Palmyra berichtet. Bei rund 30 Angriffen seit dem Vortag seien in Palmyra 15 IS-Kämpfer ums Leben gekommen, erklärte zudem die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, in Palmyra seien drei Munitionslager und 20 gepanzerte Fahrzeuge der Extremisten zerstört worden.

Die antiken Stadt Palmyra wird derzeit von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gehalten. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad und Russland sind verbündete. Der Westen wirft Russland vor, statt der nordsyrischen Gebiete, wo der IS aktiv ist, nur die Oppositionshochburgen der gemäßigten Rebellen im Westen des Landes anzugreifen.

Im Westen des Landes wollen syrische Truppen den russischen Luftangriffen nun auch eine Bodenoffensive folgen lassen. Für den Angriff nördlich der Stadt Homs würden Tausende Kämpfer der syrischen Streitkräfte, der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah, der iranischen Revolutionsgarden und verbündeter Milizen mobilisiert, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus dem Umfeld eines von der Hisbollah geführten Bündnisses. Die Bodenoffensive dürfte scharfe Kritik westlicher und sunnitischer Staaten hervorrufen, die in der Region aktive Rebellen unterstützen.

Russland hatte immer argumentiert, seine Bombenangriffe richteten sich gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und andere terroristische Organisationen. Einige Rebellengruppen, die den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al Assad anstreben, werden vom Westen aber nicht als terroristisch, sondern als gemäßigt angesehen, auch wenn sie mit Islamistentruppen taktische Bündnisse eingehen.

Rebellengruppen geben gemeinsame Erklärung ab

Die von russischen Flugzeugen beschossene Region im Westen des Landes ist eine der ältesten Oppositionshochburgen in dem Land. Mehrere Gruppen wie etwa die islamistische Al-Nusra-Front sind dort aktiv. Der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al Qaida kämpft mit anderen Rebellen sowohl gegen das Assad-Regime als auch gegen den IS. Die Terrormiliz, die Teile im Osten und Norden des Landes kontrolliert, soll dagegen in der Region nicht präsent sein.

Mehr als 40 Rebellengruppen hatten der russischen Luftwaffe am Montag ein „Massaker“ an Zivilisten in der Provinz Homs vorgeworfen und Vergeltung angedroht. Die „russische Militäraggression“ sei eine „offene Besatzung“, und alle Besatzungsmächte seien „legitime Ziele“, heißt es in der Erklärung, die von gemäßigten Rebellenbrigaden sowie von radikalislamischen Truppen wie Ahrar al Scham und Dschaisch al Islam getragen wurde. Die Al-Nusra-Front unterzeichnete nicht.

Der US-Sender Fox News hatte vor wenigen Tagen berichtet, der Iran habe Bodentruppen nach Syrien gesandt. „Dieser (Streitkräfte-) Aufbau wurde immer so verstanden, dass die Russen die Luftwaffe und die Iraner die Bodentruppen in Syrien stellen würden“, sagte ein ungenannter US-Militärvertreter dem Sender. Auch ein Militärberater der gemäßigten Freien Syrischen Armee (FSA) hatte erklärt, Truppen der iranischen Revolutionsgarden und der Hisbollah seien zusammengezogen worden. Der Iran wies diese Berichte zurück.

Nato warnt Russland

Der Kreml schließt nicht aus, dass russische Freiwillige auf der Seite des umstrittenen syrischen Machthabers Baschar al-Assad kämpfen. Russland werde solche Gruppen aber nicht unterstützen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. Freiwilligenverbände gebe es überall auf der Welt, und sie handelten eigenständig, meinte Peskow. Zuvor hatte ein Moskauer Verteidigungspolitiker erwogen, dass Russen mit Kampferfahrung aus der Ostukraine für das syrische Regime kämpfen könnten. Peskow bekräftigte, eine russische Bodenoffensive sei nicht geplant.

Derweil warnte die Nato Russland vor weiteren Verletzungen des türkischen Luftraums. Das Eindringen von Flugzeugen in das Hoheitsgebiet des Bündnispartners stelle ein unverantwortliches Verhalten dar und sei extrem gefährlich, teilte die Allianz nach einer Sondersitzung auf Botschafterebene mit. Zuvor hatte die türkische Regierung Moskau von zwei Vorfällen im Grenzgebiet berichtet. Russland bestätigte dies.

Moskau und Ankara sind in der Syrien-Frage gespalten. Russland hilft mit seinen Luftangriffen Assad. Die Türkei dagegen unterstützt Kämpfer der moderaten Opposition, die Assad stürzen wollen.

Auch eine von den USA angeführte Koalition fliegt seit gut einem Jahr Luftangriffe in Syrien. Die Allianz will nach Informationen der „New York Times“ eine Front aufbauen, um den Druck auf die IS-Hochburg Raqqa in Syrien zu verstärken. Demnach sollen Kampfflugzeuge der Alliierten bis zu 5000 arabische und 20.000 kurdische Kämpfer unterstützen. Das Blatt beruft sich auf ranghohe Regierungsbeamte. (AFP, dpa)

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