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Russland/China: Putin beruhigt Peking

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich zuversichtlich geäußert, dass die lange diskutierte Öl-Pipeline von Russland nach China auch gebaut wird.

Peking - Zuvor hatte sich China bereit erklärt, eine Finanzierungshilfe für den Bau auf russischer Seite zu gewähren. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hielt daraufhin einen Baubeginn «in den kommenden Monaten» für möglich. Zum Abschluss seiner zweitägigen Gespräche in Peking trat Putin am Mittwoch wachsenden Irritationen in Peking über das Projekt entgegen: «Wenn das Projekt durchgeführt wird, und das steht außer Zweifel, wird es einen bedeutenden Anstieg der Öllieferungen von Russland nach China möglich machen», zitierte ihn die Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Nach der gemeinsamen Teilnahme an einem Wirtschaftsforum mit Staats- und Parteichef Hu Jintao kam Putin auch mit Ministerpräsident Wen Jiabao und Parlamentschef Wu Bangguo zu Gesprächen zusammen. Anschließend reiste der russische Präsident, der selbst Träger des schwarzen Judo-Gürtels ist, zum Shaolin-Tempel in der Provinz Henan. Die Geburtsstätte des Zen-Buddhismus ist berühmt für ihre Kungfu- Kämpfer. Bei seinen Gesprächen in Peking hatten beide Seiten am Vortag eine Reihe von Dokumenten unterzeichnet und einen Ausbau der Energie-Kooperation vereinbart, darunter erstmals Gas-Lieferungen und den Bau von zwei Gas-Pipelines in der Zukunft. Die Vereinbarungen blieben aber vage.

Tauziehen um die Pipeline

Vor dem Hintergrund des Tauziehens um die Öl-Pipeline war das Vorhaben zunächst nicht öffentlich erwähnt worden. Doch berichtete Russlands Außenminister am Mittwoch, beide Seiten wollten die nötige Machbarkeitsstudie zügig vornehmen. Ob Chinas Finanzierungszusage das Projekt beschleunigt hat, blieb offen. Der Direktor des russischen Partners Transneft, Semyon Vainshtok, berichtete laut Itar-Tass, China werde seinem Unternehmen einen «Zuschuss» gewähren, nannte aber nicht die Höhe oder Details. Die China National Petroleum Corporation (CNPC) unterzeichnete mit Transneft nur ein «Protokoll über die Einschätzung der Investition» für das Vorhaben.

Es geht um eine Stichleitung der geplanten 11,5 Milliarden US- Dollar teuren Pipeline von Ost-Sibirien an die Pazifik-Küste in den Nordosten Chinas. China ist - nach den USA - heute schon zweitgrößter Ölverbraucher der Erde und will die Ölversorgung für seine rasant wachsende Volkswirtschaft stärker diversifizieren. Bisher stammen 40 Prozent aus dem Nahen Osten, während Russland nur 9 Prozent per Bahn liefert. In Japan und Südkorea gibt es bereits Sorgen, dass der steigende chinesische Bedarf die Lieferungen über die Pipeline zur Pazifik-Küste begrenzen könnte. Die Pipeline wird in Russland noch durch Kontroversen mit Umweltschützern aufgehalten, da sie nahe des Baikal-Sees verlaufen soll, dem größten Frischwasser-See der Welt. (tso/dpa)

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