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Anna Politkowskaja

© dpa

Russland: Ermittlungen im Mordfall Politkowskaja beendet

Der Auftraggeber ist nicht identifiziert, der Mörder noch auf freiem Fuß. Trotzdem hat die russische Justiz die Akten zum Mordfall der Journalistin Politkowskaja offiziell geschlossen.

Mehr als eineinhalb Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja hat die russische Generalstaatsanwaltschaft die Ermittlungen in dem Fall beendet. Drei Männer seien wegen Mordes an der international bekannten Reporterin der Zeitung "Nowaja Gaseta" angeklagt worden. Das teilte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, am Mittwoch nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau mit. Der von Russland international zur Fahndung ausgeschriebene Hauptverdächtige, der 30-jährige Tschetschene Rustam Machmudow, ist weiter auf der Flucht.

Die oppositionsnahe Zeitung "Nowaja Gaseta" kritisierte die Mitteilung der Staatsanwaltschaft. "Man kann hier nicht von einem Ende der Ermittlungen sprechen", sagte der Chefredakteur der Zeitung, Dmitri Muratow. Es sei "tatsächlich" viel getan worden, die Untersuchungen seien auf einem guten Weg gewesen. "Vor allem aber ist der Mörder noch in Freiheit und der Auftraggeber nicht identifiziert", sagte Muratow.

Ein Geschworenengericht soll den Freispruch bringen

Die Angeklagten beantragten indes den Prozess vor einem Geschworenengericht, wie ihre Anwälte in Moskau mitteilten. Die mutmaßlichen Tatbeteiligten würden weiter ihre Schuld bestreiten, hieß es. Von dem Geschworenengericht erhoffen sich die Beschuldigten einen Freispruch.

Die wegen ihrer Reportagen aus dem Kriegsgebiet Tschetschenien bekannte Politkowskaja (48) war im Oktober 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen worden. Mehrere Tatverdächtige waren in den vergangenen Wochen freigelassen worden, weil sie Alibis hatten oder mit den Ermittlern kooperierten. Die Staatsanwaltschaft zog gegen einen bereits vor Tagen Freigelassenen die Anklage am Mittwoch zurück.

Bereits Mitte 2007 hatte die Generalstaatsanwaltschaft die "Aufklärung des Mordes" verkündet und Tschetschenen sowie "Staatsfeinde im Ausland" als Täter benannt. Einer der Ermittler behauptete, der im Londoner Exil lebende Oligarch Boris Beresowski habe Politkowskaja auf dem Gewissen. Zugleich halten sich bis heute in Russland Spekulationen, dass die Spuren bis in den Kreml führen. Menschenrechtler vermuten, dass eine Aufklärung des Falls nicht im Interesse der russischen Führung liege und deshalb verhindert werde. (mpr/dpa)

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