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Russland: Festnahmen nach Morden in Moskau

Zehn Monate nach dem Doppelmord an einem russischen Menschenrechtsanwalt und einer Journalistin in Moskau hat die Polizei zwei mutmaßlich rechtsextreme Täter festgenommen. Die Ermittlungserfolge stoßen allerdings auch auf Skepsis.

Moskau - Stolz meldete Alexander Bortnikow, der Chef von Inlandsgeheimdienst FSB gestern abend Vollzug, als er bei Präsident Dmitri Medwedew Vortrag hielt: Der Mord an zwei Menschenrechtlern – dem Anwalt Stanislaw Markelow und der Journalistin Alexandra Baburowa – sei aufgeklärt. Beide waren Mitte Januar in Moskau, auf offener Straße, erschossen worden. Der Doppelmord hatte auch international Aufsehen erregt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere westliche Staatschefs hatten schnelle und restlose Aufklärung verlangt.

Ermittler vermuteten die Täter in der rechtsextremistischen Szene. Der Anwalt hatte sich dort mit der Verteidigung von Regimekritikern und Opfern von Moskaus Tschetschenienkrieg unbeliebt gemacht. Und die 24-jährige Journalistin hatte in der regimekritischen „Nowaja Gaseta“ des öfteren über neofaschistische Jugendorganisationen berichtet, darunter auch über die Nationalistenorganisation „Russische Nationale Einheit“ (RNJE). Sie wurde 2005 verboten, setzt aber ihre Tätigkeit aus dem Untergrund fort. Ihre Mitglieder stehen auch in dringendem Verdacht, Gastarbeiter aus den zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken und farbige Studenten umgebracht oder schwer misshandelt zu haben.

Der RNJE sollen auch die Festgenommenen angehören: ein junger Mann und eine junge Frau. In der rechtsextremistischen Szene verortet auch Michail Markelow, der Bruder des Anwalts, die Täter. Seine Erkenntnisse, sagte er letzte Woche, deckten sich weitgehend mit denen der Behörden. Der Gründer und ehemalige Chef der RNJE, Alexander Barkaschow, teilte mit, seine Organisation habe nie Morde begangen. Auch hätten Ermittler Verdächtigen in anderen Mordfällen eine RNJE-Mitgliedschaft angelastet, den Vorwurf später jedoch zurücknehmen müssen.

Skeptisch äußerten sich auch der Chefradakteur der „Nowaja Gaseta“ und die Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa, die gestern das Bundesverdienstkreuz erhielt, zu angeblichen Fortschritten bei der Aufklärung des Doppelmordes. Ermittler hätten schon häufig voreilig über Erfolge berichtet, sagte sie Radio „Echo Moskwy“.

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