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Russland: Moskau lässt Bürgerrechtler festnehmen

Ein Jahr nach dem Mord an einer kremlkritischen Journalistin und einem Menschenrechtsanwalt in Moskau sind bei Gedenkveranstaltungen in Russland zahlreiche Menschen festgenommen worden.

Moskau - Die Moskauer Stadtregierung spricht von 32 Festgenommenen, Bürgerrechtler von etwa fünfzig. Sie hatten am Dienstagabend eine Mahnwache für den Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow und die Journalistin Anastasia Baburowa abgehalten. Beide waren vor genau einem Jahr am helllichten Tag im Zentrum von Moskau erschossen worden. Der Doppelmord hatte weltweit für Empörung gesorgt, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die russische Führung zu rückhaltsloser Aufklärung gedrängt. Zwar waren Anfang November zwei Tatverdächtige festgenommen worden, die angeblich zur rechtsradikalen Szene gehören. Anfangs geständig, distanzierten der Mann und die junge Frau sich inzwischen jedoch von ihren Aussagen. Diese seien unter Druck zu Stande gekommen.

Es ist nicht der erste Mord an Regimekritikern, bei dem die Ermittlungen auf der Stelle treten. Und es war nicht die erste Veranstaltung von Menschenrechtlern, die Moskaus Stadtobere brutal auflösten. Warum indes gegen die knapp 400 Teilnehmer der Mahnwache für die ermordeten Menschenrechtler das Doppelte an Polizei in Marsch gesetzt wurde – und diese auch noch ein Handgemenge mit Bürgerrechtlern provozierten, weil sie den Rednern die Megafone entrissen – entzieht sich ebenso jeder Logik wie das Verbot einer Demonstration für die beiden Opfer. Markelow und Baburowa waren überzeugte Antifaschisten und standen daher fest auf dem Boden staatstragender Ideologie. Elke Windisch

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