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Muammar al Gaddfi.

© dpa

Russland: Moskau will Gaddafi nicht totsagen

Einer militärischen Intervention in Libyen kann Moskau so wenig Charme abgewinnen wie der offiziellen Anerkennung der Gegner Gaddafis nach französischem Vorbild.

Russische Politiker aller Fraktionen und Experten warnen den Westen vor ähnlich voreiligen Schritten wie 2007, als die USA und die meisten EU-Mitglieder das Kosovo, Serbiens Albaner-Provinz, als souveränen Staat anerkannten.

Der Chef des außenpolitischen Ausschusses der Duma, Konstantin Kossatschow, meint, Sarkozy habe sich mit der Anerkennung der libyschen Opposition über die Meinung der Franzosen hinweggesetzt. Ausdrücklich warnte der Politiker auch vor einer militärischen Intervention. Gewaltanwendung müsse ohnehin vom UN-Sicherheitsrat genehmigt werden und sei nur aus humanitären Gründen gerechtfertigt, sagte er Radio „Echo Moskwy“.

Georgi Mirski vom Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen glaubt zudem, Gaddafi habe noch genug Ressourcen, um ganz Libyen wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Einer der profundesten Kenner der Region sieht dagegen Raum für Kompromisse: Alexei Podzerob hat Moskau schon zu Sowjetzeiten als Diplomat und Anfang der Neunziger das postkommunistische Russland als Botschafter in Libyen vertreten. Bei Dutzenden Gesprächen mit Gaddafi, so Podzerob bei „Radio Liberty“, habe er den Eindruck gewonnen, dass für diesen eine Kapitulation nicht infrage komme. Mehrfach habe Gaddafi jedoch in schier ausweglosen Situationen Kompromissbereitschaft gezeigt. Verhandlungen mit der Opposition hätten daher durchaus Erfolgschancen, glaubt Podzerob. Zumal beiden Seiten für einen eindeutigen Sieg die Kräfte fehlten.

In der libyschen Rebellenhochburg Bengasi haben am Freitag mehr als zehntausend Demonstranten friedlich den Rücktritt von Machthaber Gaddafi gefordert. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, strömten sie mit Fahnen auf die Straßen, um unter freiem Himmel gemeinsam das Freitagsgebet abzuhalten. (mit AFP)

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