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Russland: Nach Anschlag auf Zug noch kein Hinweis auf Täter

Nach dem Terroranschlag auf einen Schnellzug im Nordwesten Russlands mit mindestens 25 Todesopfern sucht die Polizei mit Hochdruck nach den Tätern. Experten in Russland zweifeln ein Bekennerschreiben von Neonazis an.

Es werde jetzt alles getan, um die an dem Anschlag Beteiligten aufzuspüren, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörden am Sonntag. Während die Untersuchungen am Tatort fortgesetzt wurden, begannen Angehörige mit der Identifizierung der Leichen.

Derzeit würden unter anderem Augenzeugen des Anschlags befragt, sagte der Sprecher des Ermittlungsausschusses der russischen Generalstaatsanwaltschaft dem russischen Staatsfernsehen. Über Verdächtige könne bislang noch nichts gesagt werden. Innenminister Raschid Nurgaliew hatte zuvor gesagt, an dem Anschlag seien „mehrere Personen“ beteiligt gewesen.

Zunächst bekannte sich niemand glaubhaft zu dem Anschlag. Zwar übernahm Kombat 18 – eine international vernetzte Gruppe von Neonazis – am Samstagabend per Internet die Verantwortung. Experten, die sich in der rechten Szene auskennen, wie Galina Koschewnikowa von „Sowa“ halten das jedoch für reines Buhlen um Aufmerksamkeit.

Die Staatsanwaltschaft begann Ermittlungen wegen Terrorverdachts. Am Sonntag sollte eine von Regierungschef Wladimir Putin einberufene Sonderkommission zusammenkommen.

Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu sagte am Sonntag, bei dem Anschlag seien 25 Menschen getötet worden. 26 Menschen würden noch vermisst, sie befänden sich weder unter den Toten noch unter den Verletzten. Am Samstag war von 26, davor sogar von 39 Todesopfern die Rede gewesen. Schoigus Ministerium zufolge wurden 104 Menschen verletzt. Nach Angaben von Gesundheitsministerin Tatjana Golikowa befanden sich unter den Verletzten auch sechs Ausländer aus Italien, Belgien, Aserbaidschan, Weißrussland und der Ukraine.

Nach etwa 285 Kilometern Fahrt, an der Grenze zwischen den Regionen Twer und Nowgorod, detonierten unter der Lok des Zuges sieben Kilogramm TNT. Die letzten drei Wagen entgleisten. Dort befanden sich 204 der insgesamt 661 Reisenden. Das Zugunglück ist eines der schwersten in der jüngeren Geschichte Russlands und der erste größere Terroranschlag nach längerer Zeit. Allerdings hatte es auf der gleichen Strecke – sie ist etwa 700 Kilometer lang und die mit Abstand am meisten befahrene in ganz Russland – im Sommer 2007 und nur ein paar Dutzend Kilometer weiter nördlich bereits einen ähnlichen Anschlag gegeben. Ziel war ebenfalls der „Newski Express“, der zu den modernsten Zügen Russlands gehört und Geschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern erreicht. Durch glückliche Umstände und weil die Attentäter nur zwei Kilo Sprengstoff und einen selbst gebastelten Zünder verwendet hatten, gab es damals jedoch nur 60 leicht Verletzte.

Angelastet wurde der Anschlag islamischen Extremisten aus dem Nordkaukasus. Die Ermittlungen laufen noch, und erst am Mittwoch hatte einer der Verdächtigen überraschend ausgesagt und dabei auch mit neuen Anschlägen gedroht. mit AFP

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