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Russland: Treffen von Papst und Patriarch schon im Herbst 2009?

Es roch nach Sensation, als Nachrichtenagenturen am Montagabend meldeten, ein Treffen zwischen Papst Benedikt XVI. und Alexi II., dem Patriarchen der Russisch-Orthodoxen Kirche, könnte schon im Herbst nächsten Jahres stattfinden. Und zwar in Baku, wo sich Ende September 2009 die Oberhirten der Weltreligionen treffen wollen.

Es wäre der erste Händedruck zwischen dem Nachfolger Petri in Rom und dem Oberhaupt der mit Abstand größten Gemeinde der östlichen Christenheit seit über tausend Jahren. Wegen wachsender dogmatischer Differenzen und internen Machtgerangels, die beide Kirchen seit Mitte des fünften Jahrhunderts mehr und mehr entfremdeten, hatten deren Führer 1054 das Tischtuch zerschnitten.

Zu Sowjetzeiten wuchs die Mauer zwischen beiden Bekenntnissen weiter. Auch im postkommunistischen Russland entkrampfte sich das Verhältnis nicht. Das Patriarchat in Moskau kreidete dem Vatikan vor allem an, dass römisch-katholische Priester und Orden Anfang der 90er Jahre humanitäre Hilfe für die schwer unter den Folgen des Systemwechsels leidende Bevölkerung mit aktiver Missionstätigkeit in Russland verquickten. Auf Drängen der Russisch-Orthodoxen Kirche verweigerten staatliche Behörden mehreren katholischen Priestern daraufhin die Verlängerung von Visum und Aufenthaltserlaubnis. Zumal diese meist Bürger Polens waren, zu dem Russlands Verhältnis schon damals gespannt war. Auch für den aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. konnten Russland und die orthodoxe Staatskirche sich nie recht erwärmen. Mit Nachfolger Benedikt XVI. kommen beide viel besser klar.

Der eigentliche Zankapfel aber dürfte so schnell nicht aus der Welt zu schaffen sein: die griechisch-katholische Kirche in der Westukraine. Diese teilt mit den orthodoxen Christen zwar die alte byzantinische Liturgie, mit Rom aber die Dogmen. Von Stalin 1940 dem Moskauer Patriarchat zwangsunterstellt, flüchtete sie sich gleich nach dem Ende der Sowjetunion 1991 wieder unter den Schutz des Vatikans.

Hiesige Beobachter sind dennoch vorsichtig optimistisch. Wladimir Putin hatte sich als Präsident 2007 Benedikt gegenüber ausdrücklich für eine Annäherung zwischen Katholiken und orthodoxen Christen ausgesprochen. Auch ist Baku als Hauptstadt des muslimisch geprägten Aserbaidschan ein neutraler Begegnungsort. 

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