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Die Menschenrechtsverletzungen gegen Homosexuelle und Oppositionelle in Russland haben internationale Proteste angereizt.

© dpa

Politik: Russland will Anti-Homo-Gesetz zu Olympia nicht anwenden

Nach internationaler Kritik will Russland zumindest während der Olympischen Winterspiele in Sotschi nicht gegen Homosexuelle vorgehen. Bei Schwulen- und Lesben-Aktivisten löst das Aushebeln den geltenden Gesetzes aber auch Befremden aus.

Russland will sein neues Anti-Homosexuellen-Gesetz nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei den Winterspielen in Sotschi 2014 nicht anwenden. „Das IOC hat von höchster Regierungsstelle in Russland Zusicherungen erhalten, dass das Gesetz diejenigen, die an den Spielen teilnehmen, nicht betreffen wird“, teilte das IOC in Lausanne der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage mit.

Kremlchef Wladimir Putin hatte am 30. Juni ein Gesetz zum Verbot von Homosexuellen-Propaganda unterzeichnet. Damit stehen Äußerungen über gleichgeschlechtliche Lebensweisen in Gegenwart von Minderjährigen unter Strafe. Homosexuellen-Aktivisten fordern eine Abschaffung des Gesetzes.

Das Gesetz war international kritisiert worden. Die Bundesregierung erließ in ihren Reisehinweisen für Russland eine Warnung für Homosexuelle. In der vergangenen Woche waren erstmals seit Inkrafttreten des Verbots vier Ausländer wegen Verstoßes gegen das Gesetz bestraft worden. Die Migrationsbehörde verhängte gegen die niederländischen Aktivisten ein dreijähriges Einreiseverbot.

Das IOC warnte in einer Stellungnahme davor, Homosexuelle zu diskriminieren und damit die olympischen Prinzipien zu verletzen. „Sport ist ein Menschenrecht und sollte für alle ungeachtet von Rasse, Geschlecht und sexueller Orientierung verfügbar sein“, teilte das IOC mit. „Was wir als Sportorganisation tun können, ist weiter zu arbeiten, um sicherzustellen, dass die Spiele ohne Diskriminierung von Athleten, Funktionären, Zuschauern und Medien stattfinden“, hieß es in der Stellungnahme.

Unter Menschenrechtlern und Schwulenaktivisten löste die Zusicherung der „höchsten Regierungsstelle“ an das IOC allerdings Befremden aus, weil das Gesetz - so umstritten es auch sei - nun einmal gelte. „Das ist zwar eine politische Geste. Es ist aber juristisch völlig unmöglich, dieses Gesetz mal eben auszuschalten für die Spiele“, sagte der bekannte Homosexuellen-Aktivist Nikolai Alexejew am Dienstag der dpa in Moskau. „Dafür braucht es eine neue Entscheidung des Parlaments“, sagte Alexejew.

Es sei nicht nachvollziehbar, warum in Sotschi das Gesetz nicht gelten solle, während es im übrigen Land weiter gegen Homosexuelle angewandt werde. Alexejew kündigte an, für den Tag der Eröffnung der Winterspiele am 7. Februar 2014 eine Schwulen- und Lesbenparade in Sotschi zu beantragen. Einen Boykott der Spiele lehnte er ab.

Die internationale Homo- und Transsexuellen-Organisation All Out forderte die russischen Behörden dazu auf, während der Spiele auf Festnahmen zu verzichten. „Präsident Putin riskiert den internationalen Ruf seines Landes“, meinte der All-Out-Aktivist Andre Banks einer Mitteilung zufolge. Die Gruppe wolle sich gemeinsam mit Sportlern während der Spiele für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen einsetzen. (dpa)

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