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Politik: Russland will seine Waisen zurück

Senat fordert Rückkehr von adoptierten Kindern aus den USA / Strikte Ablehnung der Schwulen-Ehe.

Moskau - Alle russischen Kinder, die von Amerikanern adoptiert worden sind, sollen zurückgeholt werden. Senatspräsidentin Valentina Matwijenko fordert außerdem strenge Strafen für US-Ersatzeltern, die ihre russischen Adoptivkinder misshandeln oder gar für ihren Tod verantwortlich sind.

Mit einer Häufung von Misshandlungen und Todesfällen war vor wenigen Wochen das Adoptionsverbot für amerikanische Eltern in Russland begründet worden, das am 1. Januar in Kraft getreten ist. Mit dem Gesetz reagierte Moskau auf Einreisesperren und Sanktionen gegen russische Beamte und Politiker, die für den Tod des in Haft zu Tode gekommenen Anwalts Sergei Magnitski verantwortlich sein sollen. Die Sanktionen hatte der Kongress in Washington im November beschlossen. Angesichts der Zustände in russischen Heimen reagierten Teile der Öffentlichkeit mit Empörung auf den Adoptionsstopp. Dagegen sprachen sich sogar Spitzenbeamte wie Außenminister Sergei Lawrow aus. Seit dem Ende der Sowjetunion 1991 fanden 60 000 russische Waisen in den USA eine neue Familie.

Die Diskussion hat mit dem Tod des dreijährigen Maxim Kusmin im US-Bundesstaat Texas einen neuen Höhepunkt erreicht. Auf das Ergebnis der Ermittlungen dort will die russische Generalstaatsanwaltschaft nicht warten. Sie leitete ein eigenes Verfahren ein. Ihr Chef, Alexander Bastrykin, kündigte am Donnerstag an, alle Amerikaner, die am Tod adoptierter russischer Kinder schuldig seien, würden in Russland strafrechtlich zur Verantwortung gezogen.

Fast zeitgleich warnte der Beauftragte für Menschenrechte des russischen Außenministeriums, Konstantin Dolgow, vor psychischen Schäden für russische Kinder, die von gleichgeschlechtlichen Paaren adoptiert wurden. Anlass ist der Fall Jegor Schatabalow. Seine US-Pflegemutter hatte dem russischen Gericht 2007 bei der Adoption verschwiegen, dass sie mit einer Frau zusammenlebte. 2009 trennten sich die beiden und prozessieren seither um das Sorgerecht für Jegor. Dadurch, so schreibt der Diplomat in einem Kommentar, der auf der Internetseite des Außenamts steht, sei das Kind „in die Klärung moralisch und sittlich recht zweifelhafter Beziehungen“ hineingezogen worden.

Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch hatte schon im Januar mit Blick auf die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Großbritannien und Frankreich gesagt, „Ja“ zur Schwulen-Ehe bedeute „Nein“ für die Adoption russischer Kinder. Viele Abgeordnete aller im Parlament vertretenen Parteien sehen das ähnlich und würden Ausländern am liebsten generell die Adoption russischer Kinder untersagen. Doch Präsident Wladimir Putin ist dagegen. Putin hatte die für Soziales zuständige Vizeregierungschefin Olga Golodez zum Rapport einbestellt, dabei ging es vor allem um das Waisenproblem. Langfristig will Russland Kinderheime abschaffen. Das dürfte dauern. Von den derzeit mehr als 600 000 Heimkindern fand im vergangenen Jahr nur jedes zehnte eine Familie in Russland. Elke Windisch

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