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Russische Luftwaffe wirft Bomben über Syrien ab.

© REUTERS

Politik: Russland zieht überraschend Kampfbomber aus Iran ab

Stolz präsentiert Russland die Starts seiner Kampfbomber von einer iranischen Luftwaffenbasis. Ihre Bomben fallen im Syrien-Krieg. Doch nun endet die Zusammenarbeit zwischen Moskau und Teheran abrupt. Liegen Russland und der Iran im Streit?

Knapp eine Woche nach der spektakulären Verlegung russischer Kampfbomber auf einen Stützpunkt im Iran hat Moskau seine Flugzeuge überraschend wieder abgezogen. „Das war eine provisorische Zusammenarbeit, die vorläufig eingestellt wurde“, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Bahram Ghassemi, am Montag in Teheran. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte, dass Soldaten und Flugzeuge den Militärstützpunkt Hamadan bereits verlassen hätten und zurück in Russland seien. Spekulationen über einen Streit wegen des Themas spielten beide Seiten herunter.

Russland hatte am 16. August erstmals Luftangriffe im syrischen Bürgerkrieg von der westiranischen Basis aus gestartet. Weil sich die Flugzeit der Kampfbomber des Typs Tu-22M3 im Vergleich zu Starts von russischem Boden verkürzte und die Flugzeuge weniger Treibstoff verbrauchten, konnten sie eine größere Bombenlast transportieren. Beobachter hatten die Nutzung der Basis als weiteren Schritt zur Festigung der Macht Russlands im Nahen Osten bewertet. Viele rechneten zudem mit einer Ausweitung der Offensive syrischer Regierungstruppen auf die Großstadt Aleppo.

Russland unterstützt die syrische Armee seit September 2015 mit Luftangriffen. Im Iran war die Verlegung der russischen Bomber umstritten. Teheran hatte Moskau den Stützpunkt Hamadan nach iranischer Darstellung unter der Bedingung eines Stillschweigens zur Verfügung gestellt. Das russische Verteidigungsministerium machte die neue Zusammenarbeit aber offensichtlich ohne Absprache öffentlich. „Das war so nicht abgemacht und seitens der Russen mehr eine Machtdemonstration einer Weltmacht gegenüber einer anderen“, kritisierte Verteidigungsminister Hussein Dehghan.

Die Entscheidung für den Abzug habe jedoch Russland selbst getroffen, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf iranische Kreise. Die Führung in Teheran habe Russland nicht die Zusammenarbeit versagt. „Teheran ist bereit, nicht nur Infrastruktur in Hamadan bereit zu stellen, sondern auch an anderen Orten“, zitierte die Agentur weiter. Auch der russische Botschafter in Teheran, Lewan Dschagarjan, wies Spekulationen über einen Streit zwischen den beiden Regierungen zurück. Er sehe keine Hindernisse für Russland, künftig iranische Infrastruktur für Luftangriffe in Syrien zu nutzen, betonte Dschagarjan.

Überdies hoffe er, dass Russland und der Iran ihre Zusammenarbeit im Syrien-Krieg vertiefen würden. Das Ministerium in Moskau teilte mit, weitere Militäraktionen von iranischem Gebiet würden mit Teheran abgestimmt. Die Verlegung der russischen Bomber nach Hamadan hatte im Iran zu Erklärungsnot geführt, was die Regierung ärgerte. Die Verfassung verbietet, andere Staaten iranische Militärbasen nutzen zu lassen. Minister Dehghan betonte jedoch, alles sei im rechtlichen Rahmen des gemeinsamen Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und mit der Erlaubnis der syrischen Regierung erfolgt. Ziel sei es gewesen, „die Wurzel des Terrorismus auszutrocknen“. Im Iran kann der Sicherheitsrat Entscheidungen der Staatsführung kurzfristig billigen, ohne dass das Parlament diese bestätigt. (dpa)

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