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Saar-SPD

© ddp

Saarland: Maas führt Saar-SPD in Landtagswahlkampf

Obama läßt grüßen: Die Saar-SPD will einen modernen Landtagswahlkampf führen. Mit "Wir machen's"-Slogan, Handynachrichten, Internetvideos und einem jungen Kandidaten: Dem erst 42-jährigen Heiko Maas. Doch die SPD liegt in Umfragen mit 25 Prozent gerade mal zwei Prozent vor Erzrivalen Lafontaine.

Die Krönung des saarländischen SPD-Spitzenkandidaten Heiko Maas beginnt fast eineinhalb Stunden später als geplant. Kalter Wind und Schnee bringen die Inszenierung des Landesparteitags am Samstag in Dillingen gehörig durcheinander. Etliche Delegierte kommen später, manche auch gar nicht. Doch dann beginnt der große Auftritt: Laute Musik dröhnt aus Lautsprechern, eine markante Stimme verkündet den Genossen den Einmarsch des "neuen Mannes". Umringt von Kameras und Fotografen kommt Maas in den Saal, schüttelt Hände und grüßt in die Menge. Jubelnd begrüßen die Delegierten ihren Kandidaten, halten rote Schilder mit dem Namen des 42-Jährigen in die Höhe. "Die SPD lässt sich auch vom schlechten Wetter nicht aufhalten", ruft Maas vom Rednerpult. Am Ende machen 253 von 262 abgegeben Stimmen den 42 Jahre alten Juristen zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 30. August 2009.

Zuversicht und Siegesgewissheit wollen die Sozialdemokraten an der Saar an diesem Samstag verbreiten. Jung und modern will die SPD sein. "Der neue Mann" und "Wir machen's" sind die Slogans der Kampagne, die die Partei auch mit Handynachrichten und Internetvideos aus einer eigens geschaffenen Wahlkampfzentrale führen will. Landtags- und Bundestagswahllisten stellen die Delegierten am Samstag gleich mit auf. Maas ist zum zweiten Mal nach 2004 Herausforderer von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) - doch die Lage im Saarland ist kompliziert.

SPD und Linke in Umfragen fast gleichauf

In Umfragen kommt die SPD auf 25, die Linke auf 23 und die Union auf 38 Prozent; ob Grüne und FDP wieder in den Landtag kommen ist unsicher. Der Kampf um die Saarbrücker Staatskanzlei ist für Amtsinhaber Müller und Linken-Spitzenkandidat Oskar Lafontaine ein Zweikampf, SPD-Landeschef Maas kommt in Reden von beiden kaum vor. "Ich stelle fest, dass die einzige Aufgabe der Linken ist, die SPD zu bekämpfen", sagt Maas. Während seiner gut einstündigen Bewerbungsrede erwähnt Maas Müller selten persönlich, Lafontaine erst gegen Ende. In ungewohnter Schärfe geht er den einstigen Weggefährten an.

Lafontaine habe mit seinem Rücktritt von allen Ämtern 1999 die CDU-Regierung unter Peter Müller an der Saar erst ermöglicht. "Wir werden nicht zulassen, dass Lafontaine Müller zum dritten Mal ins Amt setzt", sagt Maas. 2004 hatte "Oskar" aus Sicht der SPD mit seinem Austritt die Partei erneut um den Landtagswahl-Erfolg gebracht. Müller verteidigte damals seine absolute Mehrheit.

Maas will keine Koalitionsoption ausschließen

Nun gehe es Lafontaine vor allem darum, der SPD zu schaden, so der Vorwurf von Maas: Er laufe durchs Land und erkläre, CDU und SPD hätten sich bereits auf eine Koalition geeinigt, um Rot-rot zu verhindern. "Lieber Oskar, du bist gerade der Richtige. Wenn du 1999 nicht zurückgetreten wärst, wäre Reinhard Klimmt noch heute Ministerpräsident. Du solltest an der Stelle lieber die Klappe halten", ruft Maas. "Ich trete nicht an, um die Amtszeit von Peter Müller zu verlängern, sondern um sie zu beenden."

Genau dieses Ziel könnte ohne die Linke aber nicht zu schaffen sein, das erste rot-rote Bündnis in einem westlichen Bundesland ist alles andere als unwahrscheinlich. Ausschließen will Maas eine solche Zusammenarbeit ohnehin nicht - auch im Hinblick auf die Erfahrungen der SPD in Hessen. Aber auch weil er weiß, dass die eigenen Inhalte bei wichtigen Themen wie Bildungs-, Energie- und Industriepolitik mit der CDU kaum umsetzbar wären. Die Union sei der Hauptgegner im kommenden Jahr, sagt Maas. Die Regierung Müller habe versagt. "Es sind zehn verlorene Jahre", sagt Maas. Mehr könne sich das Land nicht leisten. Er biete den Menschen angesichts der vollmundigen Versprechungen Lafontaines und der Linken nicht den "einfacheren Weg". "Aber ich biete euch den ehrlicheren Weg".

Sebastian Raabe (dpa)

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