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Politik: Sadako Ogata ist als erste Auslandsvertreterin in der Kriegsregion

Die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata hat am Donnerstag die russische Teilrepublik Inguschetien und Gebiete im Norden Tschetscheniens besucht, die von den russischen Regierungstruppen kontrolliert werden, um sich vor Ort über die Lage der Flüchtlinge zu informieren. Ogata ist damit die erste offizielle Vertreterin des Auslands, der die russische Regierung die Einreise nach Tschetschenien genehmigte.

Die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata hat am Donnerstag die russische Teilrepublik Inguschetien und Gebiete im Norden Tschetscheniens besucht, die von den russischen Regierungstruppen kontrolliert werden, um sich vor Ort über die Lage der Flüchtlinge zu informieren. Ogata ist damit die erste offizielle Vertreterin des Auslands, der die russische Regierung die Einreise nach Tschetschenien genehmigte. Eine OSZE-Delegation durfte vergangene Woche nur die Lager in Inguschetien inspizieren. Das russische Außenministerium hatte die Weiterreise der Beobachter ohne ohne Angabe von Gründen verweigert.

Ogata, die bereits am Mittwoch in Moskau mit dem russischen Minister für Katastrophenschutz, Sergej Schoygu, erste Gespräche führte, um die Leiden der Flüchtlinge zu lindern, traf gestern früh mit einer Sondermaschine in Inguschetien ein und besuchte zunächst die Zeltstadt Sputnik, wo etwa 5000 Menschen untergebracht sind. Danach suchte sie einen Schlafwagenzug auf, der ebenfalls für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt wird. Die russische Militäroffensive in Tschetschenien dauerte unterdessen unvermindert an.

Nach ihren Eindrücken befragt, sagte Ogata, sie sei gegenwärtig nicht bereit, Statements abzugeben, da sie Probleme habe, sich ein reales Bild zu verschaffen. Sie sehe überall nur Kameras und Bodyguards. Gleichzeitig zeigte das russische Fernsehen Bilder, wie Ogata von den Flüchtlingen selbst heftig kritisiert wird, weil sie sich strikt an das festgelegte Protokoll für den Rundgang hielt. Sie möge sich wenigstens ein Zelt ansehen, dann würde sie besser verstehen, unter welch katastrophalen Bedingungen die Menschen hier leben, rief eine Frau ihr zu, bevor sie von russischen Uniformierten abgedrängt wurde.

Ogata besuchte außerdem die Feldküche des Lagers, ein Krankenhaus und den Grenzübergang Kawkas, wo die Flüchtlinge seit Anfang November rigorosen Leibesvisitationen unterzogen werden, um das Eindringen von Terroristen zu verhindern. Ihr Besuch, sagte Ogata, verfolge keine politischen Absichten, sie sei lediglich aus humanitären Gründen gekommen. Das UN-Flüchtlingskommissariat würde möglicherweise bereits in den nächsten Tagen in Inguschetien eine Vertretung eröffnen, sofern sie für deren Mitarbeiter hundertprozentige Sicherheitsgarantien erhalte, kündigte Ogata nach einem Gespräch mit Inguschetiens Präsident Ruslan Auschew an, dem sie eine Erhöhung der Hilfssendungen zusagte.

Bislang hat Inguschetien von der UNO Hilfsgüter im Wert von rund einer halben Million Dollar erhalten. Moskau gab am Donnerstag die offizielle Anzahl der tschetschenischen Flüchtlinge bereits mit über 210 000 an. Über 90 Prozent von ihnen haben im angrenzenden Inguschetien Zuflucht gesucht, wo nur knapp 340 000 Menschen leben. Die Mehlvorräte der Republik reichen noch ganze zwei Tage.

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