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Saddam-Prozess: Ex-Außenminister Asis sagt zu Saddams Gunsten aus

Der ehemalige irakische Außenminister Tarik Asis hat vor dem Sondertribunal in Bagdad zu Gunsten von Ex-Präsident Saddam Hussein ausgesagt. Asis, der im Militärgefängnis sitzt, erschien in einem Morgenmantel vor Gericht.

Bagdad/Kairo - Es war der erste öffentliche Auftritt des 70-jährigen Politikers, seit er sich im April 2003 den US-Truppen gestellt hatte. Zum Zeitpunkt der US-Invasion war Asis stellvertretender Ministerpräsident des Irak. Er forderte das Gericht auf, ein Verfahren gegen Angehörige der schiitischen Dawa-Partei zu eröffnen, da diese in den 80er Jahren mehrere Anschläge auf Regierungsvertreter verübt hätten. Der Dawa-Partei gehört der neue irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki an.

Asis erklärte, der Attentatsversuch auf Saddam Hussein 1982 in Dudschail sei «Teil einer Serie von Angriffen auf die Verantwortlichen» gewesen. Er selbst sei 1980 bei einem Besuch in einer Universität mit Handgranaten beworfen und verletzt worden. «Es ist die Aufgabe des Staates, alle Verantwortlichen für ein Attentat festzunehmen», sagte er.

Saddam und sieben weitere Funktionäre des vor drei Jahren von den Amerikanern gestürzten Regimes müssen sich vor dem Tribunal für die Hinrichtung von 148 Schiiten aus der Kleinstadt Dudschail verantworten. Die Männer waren nach dem fehlgeschlagenen Attentat exekutiert worden. Außerdem waren damals ganze Familien für Jahre unter unmenschlichen Bedingungen in einem Wüstengefängnis eingesperrt und zum Teil auch gefoltert worden. Der Prozess soll am kommenden Montag fortgesetzt werden.

Die US-Armee meldete unterdessen, sie habe bei Operationen gegen mutmaßliche Terroristen in Jussifija und am Tharthar-See insgesamt sieben Verdächtige erschossen. In Al-Hilla fand die Polizei die Leichen von neun Mordopfern, an denen Folterspuren zu erkennen waren. Nach Angaben von Krankenhausärzten erschossen Unbekannte in Bakuba das Gemeinderatsmitglied Adel Ali und zwei Männer, die ihn begleiteten. In Husaiba in der westlichen Anbar-Provinz wurde Scheich Fawas Halil, ein Stammesführer, Opfer eines Attentats. In der Provinz sind in den vergangenen sechs Monaten zahlreiche Religionsführer und Stammesscheichs ermordet worden.

Nach Angaben aus Beirut kam im Irak ein Libanese frei, der vor zwei Wochen in Bagdad entführt worden war. Für Carlo Daccasch, der für eine Computerfirma im Irak war, soll ein Lösegeld gezahlt worden sein. Bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung um Land zwischen Angehörigen von zwei Stämmen kamen südlich von Bagdad 16 Menschen ums Leben, 18 weitere wurden laut Polizei verletzt. (tso/dpa)

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