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Sarkozy-Besuch in London: Französischer Glamour für die Insel

Das französische Präsidentenpaar ist beim Staatsbesuch in London vor allem bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. So wirbt Sarkozy eifrig um die Zusammenarbeit mit den Briten. Doch die beschäftigt vor allem Eines: Carla Brunis Nacktfotos.

Unter einem "Staatsakt" mag sich Carla Sarkozy etwas anderes vorgestellt haben. Zu ihrem ersten Auslandsbesuch als Frankreichs First Lady wurde sie von Londoner Zeitungen mit einem Nacktfoto von sich selbst begrüßt. Kein Boulevardblatt verzichtete auf das 15 Jahre alte Aktfoto aus ihren Model-Zeiten. Die Londoner Gespräche von Staatspräsident Nicolas Sarkozy über die Kreditkrise, die EU oder Afghanistan mögen ja wichtig sein, schrieb selbst die seriöse Zeitung "Daily Telegraph", die verschämt nur den Kopf des ansonsten allgegenwärtigen Aktes druckte. Jedoch "wendet sich die Aufmerksamkeit ganz Miss Bruni zu", wie Madame Sarkozy von den Briten immer noch ein wenig spitz genannt wird.

So ist es wohl kein Wunder gewesen, dass sich beim Empfang des hohen Besuchs aus Paris durch Thronfolger Prinz Charles und seine Gattin Camilla, die Herzogin von Cornwall, auf dem Flughafen Heathrow alle Augen auf die Frau an der Seite des Präsidenten richteten. "Seit Hollywoods Grace Kelly Fürst Rainier von Monaco heiratete, hat die Welt keiner Frau in der frankophonen Szene mehr eine derartig hohe Aufmerksamkeit gewidmet", kommentierte die Zeitung "Daily Mail" und fügte hinzu: "Allerdings war Grace Kelly eine Märchenprinzessin, während Carla Bruni etwas hat, das man 'eine Vergangenheit' nennt."

Sarkozy wirbt um neue französisch-britische Bruderschaft

Dass zur Vergangenheit der gebürtigen Italienerin, die nun mit dem französischen Staatspräsidenten auf Schloss Windsor die Ehrengästesuite bezog, auch die britischen Rockstars Mick Jagger und Eric Clapton gehörten, riefen Londoner Zeitungen mit unverhohlenem Spott in Erinnerung. Doch wie wenig sie damit in Verbindung gebracht werden will, schien Carla Sarkozy vom ersten Moment des Besuchs an deutlich zu machen: Dem Air-France-Airbus in Heathrow entstieg sie in einem hochgeschlossenen grauen Mantelkleid mit einem gleichfarbenen Käppi auf den brünetten Haaren - ähnlich jenem, das Jacqueline Kennedy einst trug: elegant und doch sehr zurückhaltend.

Das französische Präsidentenpaar wirbt um die Gunst der Briten: Sarkozy forderte das Vereinigte Königreich am Mittwoch auf, eine neue "französisch-britische Bruderschaft" zu gründen und künftig eine stärkere Rolle in der Europäischen Union (EU) zu spielen.

Niemand könne sich vorstellen, dass das "Europa von morgen ohne Großbritannien aufgebaut wird", sagte Sarkozy, dessen Land im Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, dem Radiosender BBC. "Ich habe den Ehrgeiz, Hand in Hand mit den Engländern zu arbeiten." Sarkozy spielte dabei auf die "Entente cordiale" zwischen beiden Ländern von 1904 an. Mit "herzlichem Einverständnis" hatten Paris und London damals ihre Kolonialgebiete abgegrenzt und letztlich die Grundlage für ihre Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg gelegt. Die Beziehungen müssten nicht "herzlich" sein, sagte der als pragmatisch geltende Präsident. "Freundlich" sollten sie aber bleiben.
  
Sarkozy muss mit Großbritannien-Besuch vor allem in Frankreich punkten

Sarkozy versicherte gleichzeitig, er wolle durch die stärkere Partnerschaft mit London "die Notwendigkeit der Achse Paris-Berlin nicht in Frage stellen". Die französisch-britische Zusammenarbeit könne die mit Deutschland aber ergänzen. Zwischen Berlin und Paris hat es seit Sarkozys Amtsantritt mehrfach Streit gegeben. So lagen beide Seiten über Monate wegen der von Sarkozy propagierten Mittelmeerunion im Clinch.    Die Queen empfing das französische Präsidentenpaar mit allen Ehren der britischen Monarchie. Besonders wichtig ist nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Dominique Moisi vom Institut für Internationale Beziehungen in Paris die Wirkung des Sarkozy-Besuchs auf das Publikum in Frankreich. Vor allem dort will der Präsident sein in letzter Zeit durch die öffentliche Zurschaustellung seines Privatlebens angeschlagenes Image aufpolieren. "Er muss nun zeigen, dass er das würdevolle Symbol der Macht Frankreichs ist, so wie die Queen das Symbol der britischen ist."

Dabei kam das alte Nackt-Bild der Präsidentengattin eher ungelegen. Ein Rätsel bleibt, warum das Bild ausgerechnet einen Tag vor der Ankunft der Sarkozys durch das Auktionshaus Christie's, das das Foto versteigern will, an die Medien ging. Immerhin ist doch Christie's-Geschäftsführer Viscount David Linley ein Mitglied der königlichen Familie und ein Neffe Ihrer Majestät. (nim/AFP/dpa)

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