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Politik: Sarkozy betont christliche Wurzeln

Debatte über Trennung von Kirche und Staat wird durch den Besuch von Papst Benedikt neu entfacht

Zum Auftakt eines viertägigen Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Frankreich haben sich das Oberhaupt der katholischen Kirche und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Freitag in Paris dafür ausgesprochen, die in Frankreich geltende Trennung von Kirche und Staat neu zu bewerten. Beim offiziellen Empfang des Papstes im Elysée-Palast, bei dem die Regierung sowie Repräsentanten gesellschaftlicher Institutionen, anderer Religionsgemeinschaft sowie der politischen Parteien, nicht aber der Opposition zugegen war, erneuerte Sarkozy seine bereits früher erhobene Forderung nach einer „positiven Laizität“. In seiner Erwiderung griff der Papst dies mit den Worten auf: „Eine Reflexion über die Laizität ist notwendig geworden.“

Bei seiner Ankunft auf dem Pariser Flughafen Orly war Benedikt XVI. von Präsident Sarkozy und dessen Frau Carla Bruni-Sarkozy begrüßt worden. Dem Auftritt des Papstes bei seiner zehnten Auslandsreise und seinem Empfang durch Präsident Sarkozy hatte die französische Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit entgegengesehen, nachdem Sarkozy im vergangenen Dezember bei einem Antrittsbesuch im Vatikan mit ungewöhnlichen Äußerungen zum Verhältnis von Politik und Religion eine Kontroverse um die in der französischen Verfassung verankerte Trennung von Kirche und Staat ausgelöst hatte. Unter anderem hatte er erklärt: „In der Unterweisung des Unterschiedes zwischen Gut und Böse kann der Lehrer den Priester nicht ersetzen.“ Kritiker sahen darin eine Infragestellung des Prinzips der Laizität.

In seiner Begrüßungsansprache bekannte sich Sarkozy am Freitag nun erneut zu den „christlichen Wurzen“ Frankreichs. Es wäre eine „Verrücktheit“, sich der Religion zu berauben. „Deshalb rufe ich zur positiven Laizität auf“, sagte er. Der „positive Laizismus“ bedeute eine Einladung zum Dialog, zur Toleranz und zum Respekt. Dies sei legitim für die Demokratie, welche nicht allein auf Wahlergebnissen beruhe. Die Religionen, insbesondere die christliche, seien ein lebendiges Erbe des Nachdenkens nicht nur über Gott, sondern auch über den Menschen, die Gesellschaft und die heutige zentrale Sorge des Schutzes der Natur und der Umwelt.

Der Papst würdigte die Worte Sarkozys mit einem Bekenntnis zur Laizität. Die Trennung von Kirche und Staat garantiere die Religionsfreiheit, sagte er. Andererseits müsse man sich jedoch klar darüber sein, welche bedeutende Rolle die Religion spielen könne, „um zu einem grundsätzlichen ethischen Konsens in der Gesellschaft beizutragen“. Es sei daher notwendig, über Sinn und Bedeutung der Trennung von Kirche und Staat wie in Frankreich neu nachzudenken. Im weiteren Verlauf seiner Rede äußerte der Papst Sorgen über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft, den „Zustand unseres Planeten“ und die „Orientierungslosigkeit von Jugendlichen“.

Anlass der ersten Frankreich-Reise Benedikt als Papst sind die 150-Jahr-Feiern der Marien-Erscheinung im südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes. Dorthin reist er am Wochenende. Zuvor wird er vor dem Invalidendom in Paris eine Messe feiern. Dabei werden rund 200 000 Gläubige erwartet. Am späten Freitagnachmittag stand eine Grundsatzrede von Benedikt XVI. zu Fragen des Verhältnisses von Religion und Kultur in dem wiedereröffneten Pariser Collèges des Bernardins, einem ehemaligen Zisterzienserkolleg im Quartier Latin, auf dem Programm, genau zwei Jahre nach der Regensburger Rede des Papstes.

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