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Politik: Sarkozy setzt auf Populismus Frankreichs Präsident holt in Umfragen mit Thesen und Beleidigungen gegen Hollande auf

Der Wahlkampf in Frankreich spitzt sich weiter zu. Eine Woche nach der Großkundgebung in Villepinte bei Paris, bei der ihn tausende Fans bejubelten, verspürt Nicolas Sarkozy Rückenwind.

Der Wahlkampf in Frankreich spitzt sich weiter zu. Eine Woche nach der Großkundgebung in Villepinte bei Paris, bei der ihn tausende Fans bejubelten, verspürt Nicolas Sarkozy Rückenwind. Nach den neuesten Umfragen hat der für seine Wiederwahl kandidierende Präsident den Rückstand gegenüber seinem wichtigsten Rivalen, dem Sozialisten François Hollande, aufgeholt. Nach einer Erhebung des Instituts Ifop für die Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“ könnte er in der ersten Wahlrunde am 22. April sogar mit einem leichten Vorsprung von 27,5 zu 27 Prozent gegenüber seinem Herausforderer rechnen. Entsprechend ist die Stimmung in Sarkozys Stab gestiegen. Hatte er zu Beginn des Wahlkampfs noch pessimistischen Gedanken über ein Ende seiner politischen Karriere freien Lauf gegeben, sprach er jetzt bei einer Kundgebung erstmals von der Möglichkeit eines Sieges.

Durch Zahlen der Meinungsforscher, die ihm täglich vorgelegt werden, sieht sich Sarkozy in der Strategie bestätigt, seinen Wahlkampf wie 2007 zu führen. Damals hatte er mit populistischen Thesen der rechtsextremen Nationalen Front Wähler abgeworben. Auf Anraten seiner Berater, unter ihnen der von der extremen Rechten kommende Journalist Patrick Buisson, will er diesen Erfolg mit radikalen Thesen zur Einwanderung, zum Wettbewerb und zum freien Reiseverkehr in der EU wiederholen. Hinzu kommen ungewöhnlich scharfe persönliche Attacken gegen den sozialistischen Kandidaten. „Lügen“, „Zynismus“, „Demagogie“, „schändliche Ignoranz“ oder „ideenlose Null“ waren noch die mildesten Vorwürfe an Hollande, mit denen Sarkozy am Samstag in Lyon einen Saal mit einigen tausend Anhängern zum Toben brachte.

Ob es Sarkozy mit dieser Anti-Hollande-Strategie gelingt, den bisherigen Favoriten der Wählerumfragen endgültig auf den zweiten Platz zu verweisen, bleibt abzuwarten. Der Angegriffene reagiert mit Gelassenheit. „Keine Panik“, ermahnte er seine Mitarbeiter. Im Duell mit seinen Gegnern bemüht er sich, wie vergangene Woche bei einer TV-Debatte mit Jean-François Copé, dem Generalsekretär der Regierungspartei, stets sachlich zu bleiben. Das mag bei manchen Zuschauern den Eindruck erzeugen, er befinde sich in der Defensive. Doch in die Falle, die die Gegenseite ihm stellt, will er nicht gehen. „Sarkozy hat keine Bilanz und kein Programm, deswegen steigert er sich in Provokationen hinein“, sagt er. „Auf dieses Niveau begebe ich mich nicht.“

Hollande, der am Wochenende bei einer Kundgebung in Paris die Unterstützung der Führer der europäischen Sozialdemokraten für seine Forderung einer Neuverhandlung des EU-Fiskalpakts erhielt, hatte damit gerechnet, dass sich der Abstand zwischen ihm und Sarkozy in den Umfragen verringern würde. Dass Sarkozy in der Ifop-Umfrage sogar vor ihm landete, kann für ihn ebenfalls keine Überraschung gewesen sein. Ifop ist das Institut, das bisher immer die günstigsten Zahlen für den Amtsinhaber ermittelte. Nach anderen Erhebungen, wie der des Instituts LH2, hat Sarkozy zwar auch hinzugewonnen, doch mit 30 Prozent liegt Hollande weiter klar vor Sarkozy (27,5).

Allen Umfragen zufolge aber hat Hollande mit bis zu 55 Prozent gegenüber 45 Prozent die besseren Chancen für die Stichwahl am 6. Mai. Dieser Vorsprung ergibt sich aus Erhebungen über die Wahlabsichten in der zweiten Runde bei den Wählern, die im ersten Durchgang für Marine Le Pen von der Nationalen Front, den Zentrumspolitiker Francois Bayrou, die Grüne Eva Joly oder den Kandidaten der Linksfront Jean-Luc Mélenchon stimmen wollen. Für Mélenchon, dem Umfragen für die erste Runde um die zehn Prozent geben, gingen am Sonntag Zehntausende in Paris auf die Straße.

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