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Sascha Decker: ''Das läuft wie im Geschäftsleben''

Der Sprecher der Kindernothilfe über Spenden, unzuverlässige Partner und konsequente Kontrollen.

Die Kindernothilfe ist eine der größten Hilfsorganisationen Deutschlands mit Spendenerträgen von rund 50 Millionen Euro im Jahr. 2007 wurde die Organisation von dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Price-Waterhouse-Coopers mit dem Transparenzpreis ausgezeichnet.

Was machen Sie besser als andere Spendenorganisationen?

Wir haben den Preis bekommen, weil wir mit unseren internen Kontrollmechanismen alle Einzelheiten unserer Arbeit offenlegen. Wir haben uns gefragt, was wir tun können, um sicherzugehen, dass das Geld auch da ankommt, wo die Spender das Geld hingeben wollen, und Modelle entwickelt, die eine größtmögliche Transparenz für Mitglieder und Spender ermöglichen. Wir finden, dass der Transparenzpreis ein wichtiger neuer Standard ist, weil er genau bewertet, wie detailliert Organisationen unter anderem über die Verwendung ihrer Spendengelder berichten.

Wie funktionieren diese internen Kontrollmechanismen?

Unsere Partner und Projekte sind verpflichtet, unabhängige Buchprüfer aus den jeweiligen Ländern auf die Buchhaltung schauen zu lassen. Wenn es mehr als einmal Unstimmigkeiten gibt, lassen wir uns die Details über die festgestellten Mängel schicken und schauen selbst noch mal alles durch. Falls nötig, schicken wir auch jemanden hin, der vor Ort prüft, was da los ist. Wenn wir feststellen, dass etwas nicht stimmt, wird im schlimmsten Fall die Arbeit mit diesem Projekt sofort gekündigt. Wir finanzieren rund 1300 lokale Projekte weltweit. Pro Jahr gibt es etwa zehn Fälle, wo wir die Zusammenarbeit wegen Unregelmäßigkeiten beenden. Das läuft wie im normalen Geschäftsleben. Es kommt immer wieder mal vor, dass Geld nicht ordnungsgemäß eingesetzt wird und Partner sich nicht korrekt verhalten. Dass so etwas passiert, ist nicht die Frage, sondern vielmehr, was man dagegen tun kann. Unserer Meinung nach muss man darauf konsequent und hart reagieren.

Haben Sie wie Unicef Deutschland auch nur einen Geschäftsführer?

Nein, bei uns besteht die Spitze aus einem dreiköpfigen Vorstand. Bei jeder Rechnung gilt bei uns grundsätzlich das Vieraugenprinzip, und ab einer Summe von 50 000 Euro muss der ganze Vorstand die Gelder genehmigen. Bei solchen Summen kann niemand allein entscheiden. Auch sonst gibt es bei der Kindernothilfe eine klare Aufgabenverteilung. Die Mitgliederversammlung wählt den ehrenamtlichen Verwaltungsrat. Dieser kontrolliert wiederum den Vorstand. Übrigens haben wir auch den Good-Governance-Kodex des Diakonischen Werkes unterschrieben.

Arbeiten Sie wie Unicef mit bezahlten Beratern zusammen?

Natürlich haben wir im Inland und Ausland Fachberater, die für uns arbeiten. Deren Verträge sind aber immer zeitlich begrenzt. Als große Spendenorganisation brauchen wir solche Berater. Was man dabei an Geld investiert und was danach rauskommt muss aber in einem guten Verhältnis stehen.

Die Fragen stellte Johannes Radke.

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