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Der saudische Kronprinz Naif bin Abdelasis Al-Saud ist im Alter von 78 Jahren gestorben.

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Saudi-Arabien: Kronprinz Naif gestorben - Thronfolge erneut im Fokus

Das arabische Königreich steht erneut vor der Suche nach einem Thronfolger. Mit dem Tod von Kronprinz Naif überlebt der greise König Abdullah den zweiten Anwärter auf seine Nachfolge. Beobachter rechnen dennoch mit einer „geordneten“ dynastischen Erbfolge.

Der saudische Kronprinz Naif bin Abdelasis Al-Saud ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Dies teilte der königliche Hof in Riad am Samstag mit. Der Kronprinz sei „außerhalb des Königreichs“ aus dem Leben geschieden, hieß es in der Mitteilung.

Die Todesursache wurde nicht genannt. Acht Monate nach dem Tod des vorangegangenen Thronfolgers, Kronprinz Sultan, rückt im erdölreichsten Land der Welt erneut die Frage nach der dynastischen Nachfolge in den Vordergrund des Interesses.

Kronprinz Naif litt schon seit längerem an nicht näher genannten gesundheitlichen Problemen. Zuletzt hielt er sich zu Behandlungen im Ausland auf. Angaben des arabischen Fernsehsenders Al-Arabija zufolge starb er in einem Krankenhaus in Genf. Wie der Hof mitteilte, wird das Begräbnis an diesem Sonntag nach dem Abendgebet in der Großen Moschee von Mekka stattfinden.

Naif galt als erzkonservativ. In den vergangenen 36 Jahren war er Innenminister des islamischen Königreichs. Er war im Oktober 2011 zum Kronprinzen ernannt worden, nachdem Kronprinz Sultan im Alter von 86 Jahren gestorben war. Frauenrechtlerinnen, Angehörige der schiitischen Minderheit und die liberalen Kräfte in Saudi-Arabien nahmen die Ernennung damals enttäuscht auf. Sie befürchteten, dass Naif als König Reformen verhindern und dem sunnitischen Klerus noch mehr Macht einräumen würde.

Sein Tod rückt nun erneut die Frage nach der Thronfolge in den Mittelpunkt. Denn auch König Abdullah, der etwa 87 Jahre alt ist, geht es gesundheitlich nicht allzu gut. Er war in den vergangenen Jahren mehrfach an den Bandscheiben operiert worden und wies bei einem öffentlichen Auftritt im Vorjahr selbst auf seine gesundheitlichen Probleme hin. Im saudischen Königreich wandert die Monarchenwürde seit dem Tod des Staatsgründers Ibn Saud im Jahr 1953 von einem Bruder oder Halbbruder zum nächsten.

Ibn Saud hatte rund 50 Kinder, von denen aber die meisten nicht mehr am Leben sind oder aus Altersgründen für das Monarchenamt nicht mehr in Frage kommen. Beobachtern zufolge besteht nun erstmals die Möglichkeit, dass ein Prinz aus der Generation der Enkel von Ibn Saud Thronanwärter wird. Andere halten wiederum den Ibn-Saud-Sohn und gegenwärtigen Verteidigungsminister Prinz Salman (76) für den Favoriten.

Größere Erschütterungen seien jedenfalls wegen der erneuten Kronprinzen-Kür nicht zu erwarten, sagte der Chefredakteur der „Saudi Gazette“, Chalid al-Maina, dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. „Die Erbfolge im Hause Saud verlief stets sehr ordentlich und gut organisiert“, fügte er hinzu. (dpa)

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