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Sauerland-Prozess: Gelowicz' Anwälte verlangen Strafrabatt

Der Anführer der Sauerland-Gruppe hat der Justiz mit seinem Geständnis die Ermittlungen erleichtert. Nun fordern seine Anwälte den Lohn: Weniger als zehn Jahre Haft.

Fritz Gelowicz, Anführer der terroristischen Sauerland-Gruppe, muss nach Ansicht seiner Verteidiger für sein Geständnis einen erheblichen Strafrabatt erhalten. Sie forderten in ihrem Plädoyer vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht eine Haftstrafe von unter zehn Jahren. Die Forderung der Bundesanwaltschaft von zwölfeinhalb Jahren Gefängnis liege "deutlich über dem sonst Üblichen", sagte Verteidiger Hannes Linke.

Das Geständnis, das sein Mandant vor Gericht abgelegt hatte, sei umfassend und überraschend detailliert gewesen. "Gelowicz hat unbekannte Einblicke in das Innerste des islamistischen Terrors gegeben." Er habe Details zu den Schleuserwegen in die Terrorcamps in Waziristan, zur Ausbildung und zu den Führungsstrukturen der Islamischen Dschihad Union (IJU) preisgegeben. Von dem Urteil werde ein Signal ausgehen, ob es sich für Angeklagte lohne, ihr Wissen über terroristische Gruppen vorbehaltlos zu offenbaren.

Erst Gelowicz' Geständnis hätte die drei Mitangeklagten zu ihrer Aussage ermutigt. Außerdem hätten seine Informationen ermöglicht, Helfer aus dem Umfeld der Sauerland-Gruppe in Frankfurt zu verhaften. Der Vorsitzende Richter Ottmar Breitling hatte sich bereits im Sommer 2009 vom Umfang der Geständnisse beeindruckt gezeigt.

Den vier im Herbst 2007 festgenommenen Angeklagten wird die Vorbereitung von verheerenden Bombenanschlägen auf US-Soldaten in Flughäfen, Kneipen und Diskotheken in Deutschland sowie die Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrorvereinigung vorgeworfen.

Die im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet operierende IJU hatte Gelowicz nach eigener Aussage zum "Leiter der Operation in Deutschland" bestimmt. Aus Sicht der Bundesanwaltschaft hatte die Sauerland-Gruppe einen einzigartigen "Massenmord" in Deutschland geplant. Laut Bundesanwalt Volker Brinkmann hatten die Angeklagten vor, rund 150 Soldaten und Zivilisten zu töten.

Die Bundesanwaltschaft hatte für den Rest der Gruppe fünfeinhalb bis 13 Jahre Haft gefordert. Das Urteil will das Gericht am 4. März verkünden. Am Mittwoch haben die Anwälte des Angeklagten Adem Yilmaz das Wort.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, Reuters

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