zum Hauptinhalt

Politik: Schalke stürzt Bayern vom Thron

Der FC Schalke 04 hat sich erstmals seit fast vier Jahren an die Tabellenspitze der Bundesliga gesetzt. In einer umkämpften, aber keineswegs hochklassigen Begegnung besiegten die Schalker durch ein Freistoßtor von Lincoln den FC Bayern München mit 1:0. (13.03.2005, 19:35 Uhr)

Gelsenkirchen - Der FC Schalke 04 hat Rekordmeister FC Bayern München vom Thron gestoßen und sich selbst an die Tabellenspitze der Bundesliga gesetzt. Die Königsblauen feierten am Sonntag durch ein wunderschönes Freistoßtor von Lincoln (69.) einen verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg und verschafften sich im Kampf um die erste Meisterschaft seit 47 Jahren den ersehnten psychologischen Vorteil. 61.524 Zuschauer feierten begeistert die Fortsetzung der «Arena-Serie»: Zum fünften Mal in Serie verließen die Bayern Schalke als Verlierer, zum vierten Mal in Folge ohne eigenen Torerfolg. Allerdings hielt die Partie kaum einmal, was man sich von ihr versprochen hatte: Es war kein Spitzenspiel, sondern ein Spitzenkampf.

«Dass wir glücklich sind über den Sieg und die Tabellenführung, ist klar. Aber das zählt alles erst, wenn wir auch am 34. Spieltag oben stehen», sagte Schalke-Trainer Ralf Rangnick: «Bis jetzt ist noch nicht viel passiert.» Matchwinner Lincoln sah in erster Linie seine Trainingsarbeit belohnt: «Ich trainiere jede Woche 20, 30 Freistöße. Schön, dass es jetzt in solch einem wichtigen Spiel geklappt hat.»

Bayern Münchens Coach Felix Magath zog nach der Woche der Arbeit mit den Spielen gegen Werder Bremen, den FC Arsenal und Schalke trotz dem Sturz ein positives Fazit: «Mit der Woche bin ich insgesamt gesehen zufrieden. Ich bin ganz gelassen, was die Situation in der Meisterschaft angeht.»

Für Magath verschärften sich die ohnehin erheblichen Personalprobleme am Spieltag noch einmal. Denn neben den verletzten Roy Makaay und Mehmet Scholl mussten auch die grippekranken Ze Roberto, Torsten Frings und Robert Kovac passen. Auf der Gegenseite schickte Rangnick zwar zunächst seine Bestbesetzung ins Rennen, doch die wurde bereits nach sieben Minuten gesprengt. Dann brach bei Nationalspieler Gerald Asamoah, der nach dem Warmlaufen noch «grünes Licht» signalisiert hatte, die alte Oberschenkelzerrung wieder auf. «Bei solch einem Spiel will jeder dabeisein», meinte Asamoah später und forderte: «Diesen Schub durch den Sieg müssen wir in die nächsten Spiele mitnehmen.»

Die Gastgeber fanden zuerst ihren Rhythmus in einem Spiel, das von Beginn an von einer extremen Intensität und vielen Ruppigkeiten geprägt war. Bereits in der 9. Minute hatte Schalke die große Möglichkeit zur Führung, als zunächst Ailton und im Nachschuss auch Ebbe Sand an Oliver Kahn scheiterten. Der Nationalkeeper war auch in der 17. Minute auf dem Posten, als ihn Ailton mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze prüfte.

Ansonsten aber hatten derart spielerisch durchdachte Seltenheitswert. Der Partie mangelte es an Linie und an Tempo, nicht aber an Härte und Gift. Der FC Bayern wagte sich erstmals nach einer halben Stunde vor das Schalker Tor. Nach einem Fehler von Mladen Krstajic tauchte Paulo Guerrero frei vor Frank Rost auf, scheiterte aber am Keeper.

Die Bayern traten mit Bastian Schweinsteiger für den enttäuschenden Sebastian Deisler zur zweiten Halbzeit an. Das Spiel wurde aber nicht besser. Auf beiden Seiten überragten die Abwehrreihen, für die Stürmer gab es kein Durchkommen, beide Seiten spekulierten auf die alles entscheidende Standardsituation. Diese bot sich den Schalkern in der 69. Minute nach einem Foul von Martin Demichelis an Ebbe Sand. Den fälligen Freistoß aus 20 Metern zirkelte Lincoln gekonnt über die Mauer und unhaltbar für Kahn in die Maschen. Drei Minuten später wäre Marcelo Bordon fast ebenfalls per Freistoß die Vorentscheidung gelungen, doch Kahn reagierte glänzend.

Den Bayern gelang keine Aufholjagd, auch weil die 90 kraftraubenden Minuten vom Arsenal-Spiel in den Knochen steckte. Schalke war dem 2:0 näher als die Gäste dem Ausgleich.

(Von Ulli Brünger, dpa) ()

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false