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Politik: Scheidender CDU-Chef kritisiert Kohl und "kriminelle" Intrigen in der Partei vor seinem Rücktritt

Wenige Tage vor dem offiziellen Machtwechsel in der CDU hat der scheidende Vorsitzende Wolfgang Schäuble mit führenden Parteifreunden massiv abgerechnet. Ohne Namen zu nennen, sprach er im TV-Sender Phoenix im Zusammenhang mit seinem Rücktritt von Intrigen "mit kriminellen Elementen" und spielte auf Ex-Kanzler Helmut Kohl als "Strippenzieher" an.

Wenige Tage vor dem offiziellen Machtwechsel in der CDU hat der scheidende Vorsitzende Wolfgang Schäuble mit führenden Parteifreunden massiv abgerechnet. Ohne Namen zu nennen, sprach er im TV-Sender Phoenix im Zusammenhang mit seinem Rücktritt von Intrigen "mit kriminellen Elementen" und spielte auf Ex-Kanzler Helmut Kohl als "Strippenzieher" an. Die Äußerungen des scheidenden CDU-Vorsitzenden wurden zum 70. Geburtstag Kohls bekannt. Auf die Frage, ob er sich von Kohl während der Spendenaffäre im Stich gelassen fühlte, antwortete Schäuble: "Im Stich gelassen wäre viel zu wenig!" Er sprach auch von einem "Machtkampf". "Ich hoffe, dass irgendwann die Wahrheit auf den Tisch kommt." Die Schäuble-Abrechnung ist Teil einer Dokumentation über den CDU-Finanzskandal. Sie wird am Donnerstag ausgestrahlt - vier Tage vor dem CDU-Bundesparteitag in Essen, bei dem CDU-Generalsekretärin Angela Merkel die Nachfolge Schäubles antreten soll.

Schäuble sagte bei Phoenix, dass er im Zuge der CDU-Spendenaffäre zum Opfer von "kriminellen" Machenschaften in seiner Partei geworden sei. "Da wurde ein unglaubliches Spiel gespielt, was eigentlich nur mit diesem unseligen Herrn Pfeiffer aus der Barschel-Engholm-Geschichte zu vergleichen ist." Auslöser sind nach dieser Darstellung die Aussagen des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber aus Toronto. Zwischen der früheren CDU-Schatzmeisterin Brigitte Baumeister und Schäuble gab es einen heftigen Konflikt im Zusammenhang mit der umstrittenen 100 000-Mark-Spende von Schreiber. Schäuble sagt, er habe das Geld von Schreiber entgegen genommen und an die Schatzmeisterei weiter geleitet. Schreiber will das Geld Baumeister gegeben haben. Sie selbst stützt eher die Version Schreibers.

Helmut Kohl feierte am Montag ohne offizielle Festakte seinen 70. Geburtstag an unbekanntem Ort. Alle Pläne für große Ehrungen waren wegen der CDU-Spendenaffäre, in die Kohl verstrickt ist, fallen gelassen worden. Der Ex-Kanzler verließ am Montagmorgen sein Haus in Ludwigshafen-Oggersheim mit unbekanntem Ziel. Er saß zusammen mit seiner Frau Hannelore in einer Limousine, die von einem Fahrer gesteuert wurde. Kohl weigert sich in der CDU-Finanzaffäre weiter, die Namen der Parteispender zu nennen, von denen er zwischen 1993 und 1998 rund zwei Millionen Mark Spenden illegal angenommen hat.

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