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Schengen-Erweiterung: Die Grenzen sind offen

Unter Feuerwerk und im Konfetti-Regen haben tausende Deutsche und Polen auf der Grenzbrücke zwischen Frankfurt an der Oder und dem polnischen Slubice den Wegfall der Grenzkontrollen gefeiert. Um Mitternacht wurde der Schengen-Raum von 15 auf 24 Staaten erweitert.

Auch andernorts entlang der Grenzen zu Polen und Tschechien feierten Hunderte, dass ab Mitternacht EU-Bürger die Grenzen ohne Zoll- und Polizeikontrollen passieren können. Schlag Mitternacht vergrößerte sich der Schengen-Raum von 15 auf 24 Staaten. Neben den deutschen Nachbarn Polen und Tschechien zählen Ungarn, die Slowakei, Slowenien und die Mittelmeerinsel Malta sowie die drei Baltenstaaten dazu. Am Freitag wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Zittau erwartet.

Pünktlich um Mitternacht ließ eine Konfettikanone silberne Schnipsel am Grenzübergang in Frankfurt herabregnen, die Europahymne erklang und über der Oder stieg Feuerwerk in den nächtlich schwarzen Himmel: Mehrere Tausend Menschen aus Frankfurt und dem angrenzenden polnischen Slubice hatten sich bei Minusgraden auf der Frankfurter Stadtbrücke versammelt, um auf den Fall der Grenzkontrollen und den Beitritt Polens zum Schengenraum anzustoßen.

Grenzübergänge sind Vergangenheit

Auch am Autobahn-Grenzübergang Swiecko bei Frankfurt an der Oder zogen sich die deutschen und polnischen Beamten nach ihrer letzten Schicht um Mitternacht zurück. Autos und Lastwagen können nunmehr ohne jede Kontrolle die deutsch-polnische Grenze in beiden Richtungen überqueren. Mit dem Schengenbeitritt sind an knapp 20 deutsch-polnischen und gut 30 deutsch-tschechischen Grenzübergängen Pass- und Zollkontrollen Vergangenheit.

Die neue Reisefreiheit im EU-Raum betrifft rund 400 Millionen EU-Bürger. Nach dem Wegfall der Kontrollen für Pkw- und Zugreisende sowie in Häfen und auf Schiffen folgen am 30. März 2008 auch die Kontrollen an Flughäfen.

"Ein logischer Schritt"

Eine Stunde früher als die übrigen sechs Beitrittsländer feierten Letten, Litauer und Esten wegen der Zeitverschiebung ihre Ankunft im Schengen-Verbund. Am Hafen der estnischen Hauptstadt Tallinn waren Fährpassagiere aus Finnland die ersten, die ohne Passkontrollen in den Baltenstaat einreisen durften. Der lettische Außenminister Maris Riekstins nannte den Beitritt "einen logischen Schritt Lettlands und der übrigen EU-Mitgliedsstaaten".

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte am Donnerstag in Tallinn, der Schengen-Beitritt der neun jungen EU-Mitgliedsstaaten sei "der schönste Tag" seines Lebens. Bewegungsfreiheit sei eines der höchsten Menschenrechte.

"Das wird die Wirtschaft beleben"

Wie Barroso wies auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) Sicherheitsbedenken zurück. Auch nach dem Wegfall der Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien werde die Bundespolizei im Umkreis von 30 Kilometern "mit erhöhtem Personalaufwand Kontrollen durchführen", sagte Schäuble der Tageszeitung "Die Welt". "Darum werden wir einen Gewinn an Sicherheit haben, nicht einen Verlust." Zudem liege die Öffnung gerade im Interesse der Grenzregionen, die "aus der Randlage" herauskomme. "Das wird die Wirtschaft beleben und den Handel stärken", sagte Schäuble.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will heute gemeinsam mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk und ihrem tschechischen Kollegen Mirek Topolanek den Fall der Grenzkontrollen zwischen den drei Ländern feiern. Zu der Zeremonie am Grenzübergang der sächsischen Stadt Zittau zum polnischen Porajów werden auch Schäuble und dessen Kollegen aus Tschechien und Polen erwartet. Fortgesetzt werden sie Feierlichkeiten am polnisch-tschechischen Grenzübergang zwischen Porajów und Hradek nad Nisou. (feh/AFP)

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