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Dieses Fahrzeug der Regierungstruppen wurde bei einem Anschlag in Bagdad zerstört.

© REUTERS

Schiiten und Sunniten kämpfen: Zahlreiche Tote bei Anschlägen und Übergriffen im Irak

Im Irak eskaliert die Gewalt. Schiitische Milizen sollen viele Sunniten getötet haben. Der sunnitische IS verübt neue Anschläge.

Im Kampf um die westirakische IS-Hochburg Falludscha häufen sich Berichte über schwere Übergriffe regierungstreuer schiitischer Kräfte auf sunnitische Zivilisten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte am Donnerstag, es lägen Informationen vor, wonach Mitglieder der Polizei und bewaffneter Milizen nördlich der Stadt 17 Männer eines sunnitischen Stammes erschossen hätten. Schiitische Milizen im Irak sollen demnach auch Hunderte Sunniten aus dem Umland gefangen genommen und schwer misshandelt haben.

Die irakische Armee und schiitische Milizen hatten im vergangenen Monat eine Offensive auf Falludscha begonnen, um die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) von dort zu vertreiben. Die Region wird überwiegend von Sunniten bewohnt. Spannungen zwischen den beiden großen Konfessionen gehören zu den Ursachen für die chaotische Lage im Irak. Die Sunniten fühlen sich von der Mehrheit der Schiiten diskriminiert.

Bereits in den vergangenen Tagen waren im Internet und in arabischen Medien Filme kursiert, die Übergriffe von schiitischen Kräften auf Sunniten in Orten nahe Falludscha zeigen sollen. Zu sehen ist unter anderem, wie uniformierte Männer Gefangene mit Stöcken massiv schlagen und sie beschuldigen, Komplizen des IS zu sein. Human Rights Watch zufolge weisen Hunderte frühere Gefangene aus der umkämpften Region Folterspuren am Körper auf, darunter Verbrennungen sowie Verletzungen durch Messer und Schläge.

Zahl der IS-Anschläge nimmt zu

Die schiitischen Milizen im Irak unterstehen offiziell dem Kommando des schiitischen Ministerpräsidenten Haidar al Abadi, führen aber ein Eigenleben. Sie kämpfen in Falludscha an der Seite der Armee. Milizenführer hatten die Anschuldigungen in den vergangenen Tagen zurückgewiesen und nur von einzelnen Verstößen gesprochen. Al Abadi kündigte die Bildung einer Untersuchungskommission an.

In den vergangenen Wochen nahm auch die Zahl der Anschläge durch den IS zu. Bei zwei Selbstmordattentaten in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Donnerstag mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien mindestens 60 Menschen verletzt worden, teilten Polizei und Sicherheitskräfte mit.

Bei der Explosion einer Autobombe in einem Vorort Bagdads starben nach Angaben eines Polizeioffiziers 17 Menschen. Mehr als 50 seien verletzt worden. Im Norden der Stadt sprengte sich zudem ein Attentäter an einem Kontrollpunkt der Armee in die Luft. Er habe mindestens drei Menschen mit in den Tod gerissen und mindestens zehn Personen verletzt, sagten Sicherheitskräfte.

Der IS bekannte sich im Internet zu den beiden Anschlägen. Die Meldung lässt sich aber nicht unabhängig überprüfen. Experten sehen in den Attentaten eine Reaktion der Extremisten auf die Militär-Offensive in der Region Falludscha. Dort stehen die Dschihadisten stark unter Druck. (dpa)

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