Schimon Peres beigesetzt: Eine Weltdemonstration für den Frieden
Die Regel bei dieser Trauerfeier hieß: Je größer der Tote gemacht wurde, desto kleiner wirkten die Lebenden. Das traf besonders den amtierenden israelischen Ministerpräsidenten, Benjamin Netanjahu. Ein Kommentar
Selten zuvor war ein Staatsbegräbnis mit Delegationen aus siebzig Ländern – darunter Barack Obama, Prinz Charles, König Felipe VI., Joachim Gauck, François Hollande – eine beeindruckendere Friedensdemonstration. Den Schlüsselsatz sprach der amerikanische Präsident. Schimon Peres habe verstanden gehabt, sagte Obama, dass das jüdische Volk nicht dazu bestimmt sei, über ein anderes Volk zu herrschen. Das reichte, um den Ton zu setzen. Denn die Regel bei dieser Trauerfeier hieß: Je größer der Tote gemacht wurde, desto kleiner wirkten die Lebenden. Das traf besonders den amtierenden israelischen Ministerpräsidenten, Benjamin Netanjahu. Er war stets der Antipode des Gespanns Jitzchak Rabin–Schimon Peres, zeterte gegen den in Oslo eingeleiteten Friedensprozess, bekämpfte ihn. Auch Netanjahu hielt bei der Trauerfeier eine Rede, würdigte Peres als „großen Mann“ für Israel und die Welt. Doch immer wieder sprach Netanjahu über sich selbst, als sei er hauptsächlich geleitet von dem Gefühl: Das erinnert mich an mich. Schärfer hätte der Kontrast zwischen Werk und Wirkung des Verstorbenen und perspektivisch eingeschränkter Ichbezogenheit des gegenwärtig für Israel Verantwortlichen kaum ausfallen können.
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