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Kann derzeit nicht überzeugen. Der konservative Präsidentschaftskandidat Mitt Romney will nur einen Teil seiner Steuererklärungen veröffentlichen.

© dapd

Schlammschlacht US-Wahlkampf: Romney gegen Obama - Image ist alles

Mitt Romney wird von Präsident Barack Obama als egoistischer Kapitalist dargestellt – mit Erfolg. Ein typisch amerikanischer Wahlkampf und seine Tücken.

Barack Obama hatte über Jahre an dem Image gearbeitet, ein untypischer Politiker zu sein. Seine Wahlkämpfe führte er mit positiven Botschaften wie „Hoffnung“ und „Wandel“. Von seinen Konkurrenten setzte er sich ab, indem er nicht im selben Maße wie sie zu der in den USA verbreiteten Strategie des „Charaktermords“ griff: einer Welle verleumderischer Werbespots über die Rivalen.

Das ist Vergangenheit. Den Präsidentschaftswahlkampf 2012 führt Obama mit unbarmherziger Angriffslust. Mehr als hundert Millionen Dollar hat sein Team in den jüngsten Wochen ausgegeben, um den republikanischen Gegenkandidaten Mitt Romney als herzlosen Investmentmanager darzustellen, dessen Entscheidungen dazu führten, dass zehntausende amerikanische Arbeitsplätze ins Ausland abwanderten und der sein Millionenvermögen fragwürdigen Steuersparmodellen verdanke.

Diese Attacken zeigen Wirkung. Immer mehr Republikaner fordern Romney auf, er solle seine Steuererklärungen für mehrere Jahre offenlegen. Dazu gehören so namhafte Konservative wie der zeitweilige Rivale um die Präsidentschaftskandidatur Ron Paul, der Governeur von Alabama, Robert Bentley, der Wahlkampfberater von John McCain, John Weaver, und der prominente Kommentator Bill Kristol.

Hier finden Sie aktuelle Bilder zum Wahlkampf:

Nur so könne Romney die Wahlkampfdebatte wieder zurück zu seinem Lieblingsthema führen: Dass der Aufschwung auf sich warten lasse, weil der amtierende Präsident keine Ahnung von der Wirtschaft habe und man besser einen Fachmann wie Romney an die Macht lasse, der den Großteil seines Berufslebens Manager war. Stattdessen beschäftigen sich die US-Medien mit der Frage, warum Romney nicht mehr Informationen über seine finanziellen Verhältnisse preisgebe. Die „Washington Post“ fragte am Donnerstag: „Kann Romney den Sommersturm überleben?“

Auf der nächsten Seite: Weitere ungeklärte Fragen machen stutzig

Die Veröffentlichung der Steuerunterlagen ist für Präsidentschaftskandidaten nicht vorgeschrieben . Sie hat sich aber als gute Sitte etabliert. Der Trendsetter für diese Transparenz war – ausgerechnet – Romneys Vater George bei seiner Kandidatur 1968. Er legte damals seine Steuererklärungen der vorausgegangenen zwölf Jahre offen. Auch Obama hat die Unterlagen für die letzten zwölf Jahre publik gemacht. Romney hat bisher nur eine Steuererklärung von 2010, zur Verfügung gestellt – sowie die Kerndaten für 2011 mit der Begründung, sie sei noch nicht fertig, und er liefere später mehr Informationen nach. Mehr als zwei Jahre, darauf beharrt Romney, werde er aber nicht offen legen. Obamas Wahlkampfteam werde zusätzliche Informationen aus dem Zusammenhang reißen und dazu benutzen, neue Verleumdungskampagnen zu unterfüttern. Republikanische Strategen sehen das nicht anders. Doch sie warnen: Viel gefährlicher sei es, wenn Obama weiter die Debatte dominiere mit den misstrauischen Nachfragen nach Romneys Steuererklärungen.

Romneys erster Sieg - der Vorwahlkampf der US-Republikaner in Bildern:

Mit den Videoclips, die auf unzähligen Sendern laufen, vor allem in den zehn bis zwölf Wahlentscheidenden „Swing States“, ist es Obama gelungen, die beherrschenden Themen zu setzen. Warum hatte Romney Konten im Ausland: in der Schweiz und auf den Cayman Islands? Warum hat er nach eigener Auskunft 2010 nur rund 15 Prozent Steuern auf über 20 Millionen Dollar Einkommen bezahlt? Und warum möchte er sich die Jobbilanz seiner Investmentfirma Bain Capital in den Jahren nach 1999 nicht persönlich zurechnen lassen und behauptet, er habe die Firma 1999 verlassen – wenn er doch laut Firmenunterlagen bis 2002 als Chefmanager geführt wurde?

Auf alle diese Fragen kann man sachliche Antworten finden, sofern man das möchte. Bisher ist auch nicht davon die Rede, dass Romney Gesetze gebrochen oder Steuern hinterzogen habe. Es ist nicht verboten, Konten im Ausland zu haben, wenn man die Kapitalgewinne deklariert. Das US-Steuersystem sieht ausdrücklich vor, dass Gewinne aus Investmentanlagen mit dem reduzierten Satz von 15 Prozent besteuert werden. Und jedermann weiß, dass Romney zwischen 1999 und 2002 vor allem damit beschäftigt war, die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City, Utah, zu managen – also nicht mehr hauptsächlich für Bain Capital in Boston, Massachusetts, tätig war. Die Anbindung wollte er auf dem Papier jedoch beibehalten, um 2002 als Gouverneur von Massachusetts kandidieren zu können. Dafür muss man dort einen Wohnsitz für die Jahre zuvor nachweisen.

Mitt Romneys wahres Problem ist die Glaubwürdigkeit seines Wahlkampfbildes. Das behauptete Image des Kandidaten und die Dokumente aus der Vergangenheit lassen sich nicht immer in Einklang bringen. Er preist sich an als der bessere Wirtschaftspolitiker und als Patriot. War seine Bilanz gut für Amerika und seine Bürger? Oder nutzte sie vor allem ihm persönlich? Obamas Anklage: Die Wirtschaft muss für alle funktionieren, nicht nur für das obere Prozent.

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