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Politik: Schlechter Geschmack

Der neu gewählte Präsident Sarkozy macht Urlaub auf Luxusyacht – selbst Parteifreunde rümpfen die Nase

Nicolas Sarkozy ist sich keines Fehlers bewusst. „Ich habe nicht die Absicht, mich zu verstecken, zu lügen oder mich zu entschuldigen“, sagte der gewählte Präsident Frankreichs am Mittwoch in einem Rundfunkinterview zu der Kritik, die seine dreitägige Urlaubsreise mit Familie im Privatjet nach Malta und anschließender Kreuzfahrt auf einer Luxusyacht im Gegenwert von insgesamt 200 000 Euro in Paris auslöste. Von „Arroganz“ über „Beleidigung“ bis zu „provozierender Zurschaustellung des Geschmacks am Geld“, sprach die Opposition und verlangte Aufklärung, wer die Reisekosten bezahle. Nach einem Bericht des konservativen „Le Figaro“ zeigten sich selbst „Freunde Sarkozys“ über das Image beunruhigt, das der künftige Präsident mit dieser „unnötigen Zurschaustellung“ erzeugte.

Sarkozy war am Montagabend mit seiner Frau Cécilia, dem zehnjährigen Sohn Louis und einigen Freunden in einem Falcon-900-Jet des bretonischen Medienunternehmers und Milliardärs Vincent Bolloré nach Malta gereist. Dort hatte er sich mit seiner Begleitung an Bord einer 60-Meter-Yacht begeben, die ebenfalls Bolloré gehört. Die Reisepläne waren geheim gehalten worden. Vorige Woche hatte Sarkozy noch erklärt, er wollte sich vor der Amtsübernahme einige Tage „zurücklehnen, um durchzuatmen“ und die „nötige Distanz“ zu seiner Aufgabe als „Mann der Nation“ zu finden. Mitarbeiter hatten erst von einem Kloster, dann von Korsika als möglichem Ort der Kontemplation gesprochen. Als Reporter der „Times of Malta“ ihn auf der Mittelmeerinsel sichteten, war die Überraschung in Paris groß, und noch größer die Empörung, als die Einzelheiten der Luxuseskapade bekannt wurden.

Für die von Pariser Zeitungen nach Konsultation von Charteragenturen auf 200 000 Euro geschätzten Reisekosten muss der französische Steuerzahler zwar nicht aufkommen. Sarkozy folgte einer Einladung Bollorés. Mit ihm sei er seit 20 Jahren befreundet, erklärte er in dem Rundfunkinterview. „Seit 20 Jahren hat er mich eingeladen“, verteidigt er sich. Bolloré seinerseits fühlt sich „geehrt“, dass Sarkozy sein „persönlicher Gast“ sei, teilte der Unternehmer in einem Kommuniqué mit. Das sei im Übrigen eine Tradition seiner Familie, die auch schon den ehemaligen sozialistischen Regierungschef Léon Blum nach dessen Rückkehr aus Buchenwald in ihrem Manoir empfangen habe.

Für Sarkozy waren die Peinlichkeiten damit nicht beendet. Aus seinem Hang zum Luxus und seinen freundschaftlichen Beziehungen zu den Reichen und Mächtigen hat der neue Präsident nie ein Geheimnis gemacht. Er habe ein „komplexfreies“ Verhältnis zum Geld, schrieb „Le Monde“. Neben Bolloré feierten noch mehrere andere Patrons großer französischer Unternehmen wie Martin Bouygues, der Präsident des Fernsehsenders TF1, Francois Pinault, Chef des Kaufhaus- und Luxuskonzerns PPR, sowie Dominique Desseigne von der Hotel- und Spielcasino-Gruppe Barrière mit ihm am Wahlabend bei Fouquet’s an den Pariser Champs-Elysées, wo er auch – auf Kosten des Hauses, wie vermutet wird – mit Familie übernachtete.

„Ist es normal, dass ein künftiger Präsident seine Ferien von einem Unternehmer sponsern lässt, ohne dass es zu Einflussnahmen kommt?“ fragte ein Oppositionspolitiker. Im Wahlkampf hatte sich Sarkozy als „Kandidat des Volkes“ empfohlen. Jetzt finden sogar von der Presse namentlich nicht genannte Freunde des neuen Präsidenten, dass er damit seinem Anspruch nicht gerecht wird. „Wir hatten die Kaviar-Linke, jetzt bekommen wir die Jetset-Rechte“, schrieb das Linksblatt „Libération“.

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