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Politik: Schluss mit Babyklappen?

CDU-Politikerin Philipp bezweifelt, dass Kindstötungen durch die Einrichtungen verhindert wurden

Berlin - Für ein Verbot von Babyklappen und anonymer Geburt hat sich die Bundestagsabgeordnete Beatrix Philipp ausgesprochen. Die Angebote hätten zwar Findelkinder produziert, ihr Ziel, Leben zu retten, aber verfehlt. Dies sagte die CDU-Politikerin dem ARD-Magazin „Fakt“ (heute um 21.45 Uhr in der ARD). „Die Kindestötungen sind nicht zurückgegangen, die Aussetzungen sind nicht zurückgegangen. Es gibt einen erheblichen Anstieg an so genannten Findelkindern, das heißt eigentlich eine missbräuchliche Nutzung“, sagte Philipp.

Im April 2000 wurde in Hamburg die erste Babyklappe eröffnet, die es Frauen ermöglichen sollte, ihre neugeborenen Kinder anonym abzulegen, statt sie zu töten. Mittlerweile gibt es mehr als 80 Einrichtungen dieser Art im ganzen Bundesgebiet. Darüber hinaus bieten Krankenhäuser in ganz Deutschland Frauen an, anonym zu entbinden. Bis heute wurden nach ARD-Recherchen 300 bis 400 Kinder anonym geboren. Weit mehr als 100 wurden in Babyklappen abgegeben. Bei diesen Fällen handelt es sich aber nicht nur um Neugeborene. Mitunter wurden auch Kinder, die schon einige Monate alt waren, in der Babyklappe entdeckt. Das älteste Kind war fast zwei Jahre alt. Auch schwerbehinderte Kinder wurden anonym abgelegt.

Im Gespräch mit dem Tagesspiegel warnte Philipp vor der Legalisierung anonymer Geburten. Entsprechende Vorstöße wie erst jüngst durch ihre Fraktionskollegin Maria Eichhorn (CSU) berührten die Grundfesten der Gesellschaft, sagte Philipp. „Eltern haben Pflichten. Mit einem Recht auf Anonymität wird das auf den Kopf gestellt. Eltern erhalten dadurch das Recht, sich aus der Verantwortung zu stehlen.“

Beatrix Philipp, die in der Anfangszeit der Babyklappen noch zu den Befürwortern zählte, sieht hier ein Indiz dafür, dass die Einrichtungen benutzt werden, um sich eines unerwünschten Kindes unbürokratisch zu entledigen. Sie bezweifelt, dass Kinder durch die Babyklappe vor dem Tod bewahrt wurden: „In den Fällen, in denen Mütter sich wieder gemeldet haben, stellte sich heraus: Die Frauen wussten wenig über andere Hilfsangebote.“ Eine Lebensgefahr für das Kind, betont sie, habe hier nach Aussagen der Mütter aber nie bestanden.

Eine anonyme Abgabe von Kindern durch Babyklappen zu organisieren, hält Philipp für unvertretbar: „Es hat immer Findelkinder gegeben“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Die wurden vor Klöstern, Kirchen oder auch Krankenhäusern abgelegt. Also nachweislich so, dass sie schnell gefunden wurden. Es ist aber etwas anderes, wenn der Staat eine Möglichkeit schafft, die zu Missbrauch verleitet.“

Mehrere Anläufe des Gesetzgebers, die anonymen Angebote rechtlich abzusichern, sind in den vergangenen Jahren gescheitert. Die Bundesregierung will nun erneut prüfen, ob eine Legalisierung möglich ist. Philipp hält es für unwahrscheinlich, dass es dafür eine Mehrheit geben wird. Zu groß seien die verfassungsrechtlichen Hürden, zu groß die Bedenken von Familien- und Strafrechtlern. Doch den bisherigen Zustand beizubehalten und die rechtswidrige Praxis zu dulden, hält sie für unverantwortlich. Die psychischen Schäden, die bei Müttern und Kindern entstünden, seien irreversibel. Auch aus diesem Grund plädiert sie dringend für eine Regelung, Und die, so Philipp, könne nur darin bestehen, dass man Babyklappen schließe und anonyme Geburten verbiete.

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