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Bayern-Wahl

© dpa

Schlusskampagne: Die CSU leitet den Rückzug ein

Bei der CSU hält eine ungewohnte Tugend Einzug: Bescheidenheit. Auch ein Ergebnis unter 50 Prozent wäre akzeptabel - und noch lange nicht das Ende des Führungsduos. Die CSU hat ihr Wahlziel nach unten korrigiert, um einen Gesichtsverlust zu vermeiden.

Zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl am 28. September fährt die Parteispitze eine Doppelstrategie: Einerseits werden Vorbereitungen getroffen, dass auch ein Ergebnis ganz knapp unter der absoluten Mehrheit kein Beinbruch wäre. Von 50 Prozent "plus deutlichem X", wie es hoffnungsfroh noch im Juni hieß, ist derzeit keine Rede mehr. Andererseits weisen Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) jeden Gedanken an ein Ergebnis unter 50 Prozent weit von sich. "Ich verschwende keinen Gedanken und keine Sekunde darauf", sagte Beckstein am Mittwoch bei der Einleitung des Schlussspurts der CSU-Kampagne.

Parteichef Erwin Huber sagte am Mittwoch in München, es gebe in den Gremien der CSU "keine Schubladenentwürfe für einen Plan B, weil wir ihn nicht brauchen". Er fügte hinzu: "Und wenn es Einzelne in der CSU gäbe, die daran arbeiten, werden sie auf die Nase fallen." Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) bekräftigte, er sei "felsenfest" davon überzeugt, dass die CSU am 28. September über 50 Prozent liegen werde. Er verschwende deshalb keinen Gedanken darauf, wie er auf ein schlechteres Ergebnis reagieren würde. Beckstein bekräftigte, die bayerische SPD werde nicht von dem Führungswechsel an ihrer Bundes-Spitze profitieren können.

Als sicherer Nachfolger für Huber galt Seehofer

Vor nicht allzu langer Zeit herrschte in der CSU-Landtagsfraktion und bei mehreren Kabinettsmitgliedern noch eine Art unausgesprochener Konsens: Bei weniger als 52 Prozent wird es ganz schwierig für das Führungsduo. Ein Ergebnis von unter 50 Prozent wäre eine Katastrophe, die zumindest Parteichef Huber sofort sein Amt kosten würde. Als sicherer Nachfolger im Falle dieses Falles galt CSU-Vize Horst Seehofer. Inzwischen deuten aber alle Anzeichen darauf, dass die CSU- Spitze jede auch noch so knappe absolute Mehrheit als Erfolg verkaufen würde. Die Bindekraft der Volksparteien habe abgenommen, sagte Generalsekretärin Christine Haderthauer am Mittwoch. "Unter diesen Umständen eine absolute Mehrheit zu erzielen, ist ein epochales Ereignis."

Die CSU hat ihr Wahlziel nach unten korrigiert, ohne dass jemand dies je öffentlich gesagt hätte. Noch im Frühsommer hatten Innenminister Joachim Herrmann und CSU-Landtagsfraktionschef Georg Schmid optimistisch 52 Prozent als Zielmarke ausgegeben - ohne dass das besonderes Aufsehen erregte. Als CSU-Vize Horst Seehofer dies vor wenigen Tagen wiederholte, geriet er sofort in den Verdacht, die Messlatte für das Duo Beckstein/Huber unerreichbar hoch zu legen - um den Boden für seine Machtübernahme vorzubereiten. Der Bundesagrarminister weist das natürlich zurück: "Wir haben beste Chancen, die 50 Prozent zu erreichen. Das ist kein Prüfmaßstab für irgend jemanden." Er erklärte, es gebe niemanden, der einen "Plan B" hege.

Huber: "Es geht um eine Richtungswahl"

Huber kündigte eine "Mobilisierungsoffensive" an. Die CSU werde "auch im kleinsten Ort" Versammlungen abhalten sowie mit "modernen Methoden" der Werbung auf die Menschen zugehen. Der CSU-Slogan für die Schlussphase des Wahlkampfes laute "Bayern wählen". Huber betonte, es gehe um eine "Richtungswahl". Am 28. September werde darüber entschieden, ob der Freistaat "seinen einzigartigen Erfolgsweg fortsetzen kann". Er mahnte: "Nur eine Stimme für die CSU ist eine Stimme für die gute Zukunft Bayerns."

Manchem CSU-Politiker ist dennoch klar, dass die Mobilisierung der Anhänger ausgesprochen schwierig sein wird. Generalsekretärin Haderthauer sagte entschuldigend, dies sei auch vor dem 60-Prozent-Sieg 2003 nicht anders gewesen. "Wir haben 2003 auf keinen Fall besser mobilisieren können." (nis/dpa/ddp)

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