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Politik: Schüsse in der Nacht

Die kurdische PKK beendet den Waffenstillstand

Wie ein Echo aus einem fernen Albtraum klingen den Türken die nächtlichen Schüsse in den Ohren. Dreimal überfielen Kämpfer der kurdischen Rebellengruppe PKK in den vergangenen Nächten Polizeiwachen im befriedet geglaubten Südosten des Landes; zwei Tote und acht verletzte Polizisten gab es zu beklagen. Offenbar handelte es sich um Warnschüsse der Rebellen, denn am Montag erklärte PKK-Chef Abdullah Öcalan die seit vier Jahren geltende Waffenruhe für beendet. „Der einseitige Waffenstillstand ist vorbei“, hieß es in seiner Erklärung. „Der Krieg kann nun wieder ausbrechen.“

Die Bewohner der kurdisch besiedelten Provinzen im Südosten der Türkei hatten sich schon an den Frieden gewöhnt, der in den vergangenen Jahren dort eingekehrt war. Seit Öcalan 1999 gefasst wurde und seine Kämpfer aus der Türkei abzogen, war die erdrückende Militärpräsenz in der Region schrittweise abgebaut worden, vor einem Jahr wurde in den letzten Provinzen der Ausnahmezustand aufgehoben. Seither war Normalität in der Gegend eingekehrt, in der während der fünfzehnjährigen Kämpfe mehr als 35 000 Menschen getötet worden waren.

Nun scheint das alles wieder in Gefahr zu sein. Ein Amnestieangebot, mit dem Ankara die im Nordirak lagernden Rebellen ins Land zurückholen wollte, erwies sich als Fehlschlag. Nur ein paar Guerillakämpfer fanden sich in den Auffanglagern ein, in denen die Behörden tausende Betten hergerichtet hatten. Die Türken hätten den Fehler gemacht, die PKK-Führung von der Amnestie auszuschließen, erklärte Öcalan aus seiner Zelle auf der Gefängnisinsel Imrali.

Mit den jüngsten Angriffen wollen die Rebellen offenbar signalisieren, dass sie noch kämpfen können, auch wenn das Gros ihrer Truppen in den nordirakischen Rückzugslagern festsitzt. Die Überfälle und das Ausrücken der Armee auf der Suche nach den Angreifern weckten in der Region prompt die Furcht vor einer Rückkehr zu den Zeiten der Straßensperren und Strafexpeditionen.

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