zum Hauptinhalt

Politik: Schüsse nach der Wahl in Quebec

Attentat bei Siegesfeier der Separatisten.

Ottawa - In der kanadischen Provinz Quebec übernehmen künftig Unabhängigkeitsbefürworter die Regierungsverantwortung. Die Parti Québécois (PQ) der designierten Regierungschefin Pauline Marois, die die überwiegend französischsprachige Provinz von Kanada trennen und unabhängig machen will, verfehlte aber die absolute Mehrheit der Sitze und hat damit kein starkes Mandat für den Separationskurs. Dennoch wird der PQ-Sieg zu neuen Konfrontationen zwischen Quebec und dem restlichen überwiegend englischsprachigen Kanada führen und die Debatte um die nationale Einheit anheizen.

Überschattet wurde die Siegesfeier der Partei durch einen tödlichen Zwischenfall. Noch am Mittwochmorgen war unklar, ob es sich dabei um einen Attentatsversuch auf Marois handelte. Marois hatte ihren jubelnden Anhängern im Konzertgebäude Metropolis gerade versichert, dass die Souveränität Quebecs ihr Ziel ist und erklärt, „wir wollen ein Land, und wir werden es haben“, als Sicherheitskräfte sie vom Mikrofon wegzogen. Ein 62-jähriger Mann gab nach Polizeiangaben nahe der Bühne mehrere Schüsse ab. Ein 40-Jähriger wurde tödlich getroffen, zwei weitere Menschen wurden verletzt. Medienberichten zufolge soll der mutmaßliche Täter gerufen haben: „The English are waking up“ (die englische Bevölkerung wacht auf).

Mit der Wahl vom Dienstag übernimmt die PQ nach neun Jahren in der Opposition wieder die Regierung, und die 63-jährige Pauline Marois wird die erste Premierministerin in der Geschichte der Provinz. Zweimal, 1980 und 1995, hatte die PQ in Quebec Referenden über die Abspaltung von Kanada durchgeführt und beim zweiten Mal ihr Ziel nur hauchdünn verfehlt. Allerdings kann die Partei mit 32 Prozent der Stimmen nur eine Minderheitsregierung bilden. Dies dürfte einen zügigen Separationskurs ausschließen.Gerd Braune

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false