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Schuldenstreit mit der EU: Griechischer Außenminister klagt über "kulturellen Rassismus"

Harte Töne gegen die EU und Deutschland: Der griechische Außenminister Nikos Kotzias wirft den Europäern Verunglimpfung seines Landes vor. Die Deutschen wollten Griechenland ersticken. Kotzias warnte vor Millionen Immigranten, sollte sein Land zusammenbrechen.

Der griechische Außenminister Nikos Kotzias hat die Europäische Union vor weitreichenden Konsequenzen im Falle eines Zusammenbruchs der Ordnung in seinem Land gewarnt. “Es wird zig Millionen Immigranten geben und Tausende Dschihadisten, wenn man Griechenland rausnimmt“, sagte Kotzias am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters und anderen Medien vor dem EU-Außenministerstreffen in Riga. “Der Westbalkan ist nicht stabilisiert. Dann haben Sie die Ukraine, Syrien, den Irak, Nordafrika. Das ist eine Sichel.“ Eine Folge wäre, dass infolge der destabilisierten Regionen Israel vom Westen abgeschnitten sei, fügte Kotzias hinzu.

Warnung vor Chaos

Der linke Politiker kritisierte die Darstellung seines Landes durch Medien und Politiker in anderen Ländern der Eurozone. “Das ist kultureller Rassismus, was uns angetan wird“, sagte Kotzias. Für die Zukunft Europas sei es nötig, anders über den Umgang mit Griechenland zu denken. “Es ist auch eine geostrategische Notwendigkeit“, sagte er.

Stattdessen sei bisher versucht worden, die Syriza-Regierung von Alexis Tsipras schon in den ersten Tagen zusammenbrechen zu lassen. “Jetzt versucht man es langsam. Aber was kommt danach? Rechtsextremismus, Chaos“, sagte Kotzias. Beispiele für solche Versuche oder deren Urheber nannte er nicht.

Hinweis auf deutsche Geschichte

Der Minister, der in Deutschland studiert hat und das Gespräch auf Deutsch führte, ging auch hart mit Deutschland ins Gericht. “Ihr wollt uns ersticken, schön, ihr werft uns vor, wir hätten Geld verschleudert.“ Kotzias deutete zudem an, dass sein Land ein Recht auf einen von den internationalen Geldgebern abgelehnten Schuldenschnitt habe. “Man kann nicht ablehnen, Griechenland Dinge zu geben, die Deutschland bekommen hat“, sagte der Minister mit Blick auf die Konferenz in London Anfang der Fünfzigerjahre, auf der die Zahlungsverpflichtungen Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg geregelt wurden.
Kotzias forderte mehr positives Denken, um den Schuldenstreit zu lösen. “Wenn man in der Ökonomie von morgens bis abends sagt, wie schlimm alles ist, kommt man da auch nicht raus“, sagte er. Sein Außenministerium beispielsweise sei “total demoralisiert“. (rtr)

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