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Schule: Nichtbehinderte und behinderte Kinder sollen gemeinsam lernen

Die meisten behinderten Kinder in Deutschland werden getrennt von Nichtbehinderten in Förderschulen unterrichtet. Behindertenverbände wollen das ändern.

Berlin - Es soll normal und keine Ausnahme sein, dass behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam in einer Klasse unterrichtet werden. Das haben Behindertenverbände auf einer Konferenz des Sozialministeriums mit dem Titel „Vereint für gemeinsame Bildung“ in Berlin gefordert. Nachdem die Bundesregierung die UN-Behindertenrechtskonvention Anfang des Jahres ratifiziert hat, soll nun eine schnelle Umsetzung vor allem in der Bildung folgen. Für behinderte Kinder sei es wichtig, „nicht mit dem Gefühl aufzuwachsen, von Anfang an ausgegrenzt und aussortiert zu werden“, so Bundessozialminister Olaf Scholz (SPD).

In Deutschland lernen die meisten behinderten Kinder derzeit noch getrennt in sogenannten Förderschulen. Nur 16 Prozent besuchen Regelschulen – „eine Schande für ein reiches und zivilisiertes Land wie unseres“, sagt Karin Evers-Meyer (SPD), die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung. Denn Deutschland läge damit weit unter dem europäischen Schnitt. In den meisten Ländern gingen 85 Prozent der behinderten Kinder gemeinsam mit ihren nichtbehinderten Altersgenossen zur Schule.

Baden-Württemberg hat am Montag den Zwang für behinderte Kinder aufgegeben, eine Sonderschule zu besuchen. Das ist in den meisten Bundesländern nicht mehr der Fall. Einige integrative Schulen, die sich auf behinderte Kinder einstellen, gibt es bereits. Nun soll nach Wunsch der Behindertenverbände ein Wandel zur inklusiven Bildung stattfinden, bei der alle Kinder von Anfang an in ihrer Unterschiedlichkeit gemeinsam lernen können. „Wir wollen die Förderschulen nicht abschaffen“, sagt die Sprecherin des Deutschen Behindertenrates, Hannelore Loskill. Eltern sollten aber künftig die Wahl haben, ihr behindertes Kind in eine Regelschule zu schicken.

Doch bis dahin gilt es, finanzielle und soziale Herausforderungen zu meistern. Kleine Klassen und entsprechend ausgebildete Lehrer, auch Sonderpädagogen, sind laut Karin Evers-Meyer nötig. Die Schulgebäude müssten einerseits barrierefrei werden. Zum Anderen müssten auch die Barrieren in den Köpfen der Eltern nichtbehinderter Kinder schwinden. „Von gemeinsamem Unterricht profitieren alle“, sagt die Behindertenbeauftragte.Julia Wäschenbach

Julia Wäschenbach

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