zum Hauptinhalt
Schwein soll nach Vorstellung der CDU in Schleswig-Holstein zum Kantinenangebot zählen.

© dpa/picture alliance

Schweinefleischgebot der CDU: Deutsch sein heißt, eine Haxe um ihrer selbst willen zu essen

Die CDU in Schleswig-Holstein schlägt eine Art Schweinefleischgebot in Kantinen vor. Keiner soll es essen müssen, aber es soll ständig im Angebot sein. So ähnlich wie das Kruzifix in bayerischen Schulen – ein Zeichen gegen das Böse. Eine Glosse.

Nein: Du musst kein Schwein sein in dieser Welt. Die „Prinzen“ haben das zwar mal behauptet, aber das ist 20 Jahre her, und der Blick auf das Borstenviech hat sich seitdem grundsätzlich, viele sagen: paradigmatisch verändert. Es schnorchelt zwar immer noch wie schon seit Jahrtausenden im Schlamm, furzt gern traulich und nährt den Nachwuchs mit Wonne – aber die Welt draußen misst ihm plötzlich hohe politische Bedeutung zu, dem armen Schwein.

Denn, nicht wahr, es handelt sich bei ihm um einen Baustein unserer Leitkultur. Kotelett und Schäufele, Eisbein und Bauchspeck halten seit Menschengedenken deutschen Leib und deutsche Seele zusammen, das Spanferkel ist der Kracher jeder anständigen Gartenparty, und unter Draghis Geldpolitik ist auch das Sparschwein wieder schwer im Kommen, denn sehet, es berechnet keinen Negativzins und kennt auch keine Depotgebühr.

Aber Gott der HERR hatte da im Perspektivgespräch mit Mose und Aaron mal was fallen lassen: „Und ein Schwein spaltet wohl die Klauen, aber es wiederkäut nicht; darum soll’s euch unrein sein“, ließ er dem Volk Israel ausrichten – der Rest ist Geschichte. Heute geht in interessierten Kreisen die Mär herum, der Muslim wolle uns das Schwein vermiesen und habe willige Dhimmis unter uns schon bewogen, Spar- und Glücksschweine auszurotten sowie Nackensteak und Haxe aus den Küchen zu verbannen, um die anstürmenden maurischen Horden nicht unnötig zu provozieren; den Beifall einheimischer Veganer gibt es gratis dazu.

Deutsch sein aber heißt, eine Haxe um ihrer selbst willen zu essen. Und so müssen wir wohl auch den Vorstoß der CDU Schleswig-Holstein verstehen, die eine Art Schweinefleischgebot in den öffentlichen Kantinen des Landes vorschlägt. Sie sind keine Unmenschen dort oben, keiner soll Schwein essen müssen. Aber es soll ständig im Angebot sein, so ähnlich wie das Kruzifix in bayerischen Schulen oder der Knoblauchzopf in transsylvanischen Gasthäusern – ein Zeichen gegen das Böse.

Nächste Woche wird beraten in Kiel. Die Wogen schlagen bereits hoch, es geht ums Ganze, der Kenner spricht beckmessernd von „Crystal Mett“ – wie überhaupt Kenner die Renaissance des Mettigels seit einiger Zeit genau beobachten; er könnte der neuen Rechten gut als Wappentier dienen. Der Islamist wird sich jedenfalls zweimal überlegen, ob er gegen ein so machtvolles Symbol wirklich zu Felde ziehen will.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false