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Schweinegrippe: Nur ein Viertel der Berliner Ärzte impft

Die Zahl der Infektionen mit Schweinegrippe steigt rasant. Doch der Berliner Senat erwartet, dass nur relativ wenige Ärzte in der Hauptstadt impfen.

Die von Experten befürchtete zweite Welle der Schweinegrippe hat ganz Deutschland erfasst. Die Zahl der wöchentlichen Neuerkrankungen schnellte zuletzt von 1860 auf 3075 nach oben, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag mit. In Berlin wurde bekannt, dass nur ein Viertel aller von der Gesundheitsverwaltung zur Impfung vorgesehenen Praxen an der Impfaktion teilnehmen wollen. Vor allem wegen der Vorbehalte unter Medizinern gegen den neuen Impfstoff werde nur mit „etwa 500 Ärzten“ gerechnet, die die Immunisierung unterstützen, hieß es bei der Berliner Gesundheitsverwaltung.

Wie viele und welche Praxen sich letztendlich an der Impfaktion beteiligen, kann die Gesundheitsverwaltung bislang nicht sagen. Gesundheitsstaatssekretär Benjamin Hoff unterschrieb am Montag die ersten hundert Verträge mit niedergelassenen Medizinern, die ab kommender Woche Impfungen gegen die neue Grippe anbieten. Rund 2000 Praxen von Allgemeinmedizinern, Internisten, Kinder- und Hautärzten waren nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und der Behörde vorher als für die Impfaktion geeignet befunden worden und bekamen entsprechende Verträge zugesandt. Zum Wochenbeginn gab es in Berlin 923 bestätigte Infektionsfälle.

Nach RKI-Angaben hat sich die Zahl der Neuinfektionen bundesweit innerhalb von 14 Tagen fast verdoppelt. RKI- Präsident Jörg Hacker sieht darin darin eine neue, zweite Infektionswelle. „Die Welle hat begonnen“, sagte er in Berlin. Es hänge mit dieser Zunahme zusammen, dass nun auch häufiger schwere Fälle auftauchten. Am Freitag war in Bonn eine Frau an der Schweinegrippe gestorben, die keine bekannten Vorerkrankungen hatte. In Deutschland sind laut RKI bisher sechs Menschen an der Schweinegrippe gestorben.

Die deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) unterstützt die Impfkampagne. „Wir halten die Impfung der Bevölkerung für richtig und rufen die Ärzteschaft auf, dies in die Tat umzusetzen“, hieß es in einer Erklärung. Man schließe sich „ausdrücklich und uneingeschränkt“ den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und des Paul-Ehrlich-Instituts an. Die öffentliche Ablehnung der Impfung sei sachlich nicht nachvollziehbar. Exakte Schätzungen zur Sterblichkeit seien aufgrund der bisherigen Zahlen nicht möglich. Trotz eines schleppenden Auftakts der bundesweiten Schweinegrippe-Impfung sehen die Gesundheitsbehörden die Aktion auf einem guten Weg. Die Immunisierung sei in allen Bundesländern angelaufen, sagte der Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums, Thomas Schulz, am Montag der Nachrichtenagentur AP. Thüringen hat derzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz inne.

Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko rief angesichts der schweren Schweinegrippe-Epidemie in seinem Land die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Die Krankheit werde zu einer Bedrohung der nationalen Sicherheit, schrieb der Staatschef an die EU sowie die Regierungen benachbarter Länder. Die Zahl der Todesfälle wegen Schweinegrippe stieg auf 60. In Afghanistan wurde die Schließung aller Schulen und Kindergärten angeordnet.

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