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Politik: Schwere Straßenschlachten in Kopenhagen

Bei schweren Straßenkrawallen in Kopenhagen sind in der Nacht zum Sonntag 300 Demonstranten festgenommen und mehrere Menschen schwer verletzt worden. 215 Personen werden in dieser Woche dem Haftrichter vorgeführt, darunter auch 20 Deutsche.

Bei schweren Straßenkrawallen in Kopenhagen sind in der Nacht zum Sonntag 300 Demonstranten festgenommen und mehrere Menschen schwer verletzt worden. 215 Personen werden in dieser Woche dem Haftrichter vorgeführt, darunter auch 20 Deutsche.

Nach einer an sich völlig friedlichen Demonstration für die Bewahrung eines Jugendhauses im Kopenhagener Einwandererstadtteil Norrebro eskalierte die Situation: Mit Flaschen, Silvesterknallern, Backsteinen und Farbeimern bewarfen linksautonome Demonstranten die Polizei und setzten Straßenbarrikaden in Brand. Autos wurden zerstört und Geschäfte geplündert. Ein Demonstrant verlor vier Finger, nachdem ein Knallkörper auf seiner Hand explodierte. Auch drei Polizisten wurden zum Teil schwer verletzt.

„Das war wie ein richtiger Krieg. Die Polizei ist sehr gewaltsam vorgegangen“, sagte ein schwedischer Demonstrant. Er war einer der zahlreichen zugereisten Teilnehmer aus dem Ausland. Vor allem aus Deutschland, Schweden, Norwegen und Holland kamen am Wochenende zahlreiche Autonome. Diese werden nun auch von Befürwortern des Jugendhauses als „Krawalltouristen“ bezeichnet. Sie hätten dazu beigetragen, eine friedliche Kundgebung in einen gewaltsamen Konflikt zu verwandeln. Im dänischen Fernsehsender TV2 wurde berichtet, dass sich seltsamerweise auch rechtsradikale Skinheads an den Gewalttätigkeiten beteiligt hätten.

Erst nachdem sich einige Demonstranten vermummt hatten, was gegen dänisches Demonstrationsrecht verstößt, griff die Polizei ein. Insgesamt wurden 84 aus dem Ausland zugereiste Autonome verhaftet. Polizeisprecher Flemming Stehen Muck beschrieb das Areal um den Jugendklub als „regelrechte Kriegszone“. Am Sonntag wurde die Polizei für zu hartes Durchgreifen kritisiert. Sie hätte die Eskalation provoziert, so Mette Munk Hansen von einer Bürgergruppe. „Die Polizei ließ die Demonstranten einfach nicht gehen und warf Tränengas. Kein Wunder, dass Panik entstand“, sagte sie.

Bürgermeisterin Ritt Bjerregaard stellte sich jedoch am Sonntag hinter die Beamten, die das einzig Richtige getan hätten, um die Ausschreitungen zu begrenzen. „Es wird keine politische Lösung geben. Die Jugendlichen müssen raus aus dem Haus, denn es ist nicht länger ihres“, sagte Ritt. Die Bürgermeisterin unterstrich zudem, dass die Jugendlichen bisher einen Umzug in ein anderes Lokal schlichtweg abgelehnt hätten.

Das 1982 von Linken besetzte Haus wurde später von der Stadt Kopenhagen Jugendlichen zur Nutzung überlassen. Das Gebäude wurde in diesem Jahr jedoch an eine Freikirche verkauft.

André Anwar[Stockholm]

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