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Schwere Vorwürfe: Strauss-Kahn "obszön wie ein Landsknecht"

Die Mutter eines mutmaßlichen Opfers von Dominique Strauss-Kahn enthüllt eigene sexuelle Erfahrungen mit dem früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF).

In der Voruntersuchung der Klage wegen versuchter Vergewaltigung, die die Schriftstellerin Tristane Banon gegen Dominique Strauss-Kahn in Paris angestrengt hat, hat deren Mutter Anne Mansouret schwere Vorwürfe gegen den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) erhoben. In ihrer sechsstündigen Vernehmung, aus der das Wochenmagazin „L’Express“ zitierte, beschrieb sie den sozialistischen Politiker als „Räuber“, der nicht zu gefallen, sondern zu nehmen suche. Sein sexuelles Verlangen löse bei ihm einen „Prozess der Beherrschung“ aus. Diese Überzeugung habe sie aus eigener Erfahrung bei einer sexuellen Begegnung mit Strauss-Kahn gewonnen, enthüllte sie.

Zu der sei es Anfang 2000 „einvernehmlich“ in dessen Büro gekommen. Dabei sei Strauss-Kahn jedoch „brutal“ und von der „Obszönität eines Landsknechts“ gewesen. Der 62-jährige Strauss-Kahn, der als aussichtsreichster Kandidat der französischen Sozialisten zur Präsidentenwahl 2012 galt, steht in New York wegen Vergewaltigung eines Hotel-Zimmermädchens unter Anklage. Die Klage, die Banon kürzlich einreichte, bezieht sich auf einen Vorfall im Jahr 2003, als Strauss-Kahn sie bei einem Interview „wie ein brünftiger Schimpanse“ angefallen habe. Ihre Mutter, eine sozialistische Lokalpolitikerin in der Normandie, hatte ihr damals von einer Anzeige abgeraten. Unter anderem habe ihr ein Staatsanwalt die Aussichtslosigkeit wegen fehlender Zeugen dargelegt. Ihre überraschende persönliche Enthüllung begründete sie jetzt gegenüber den Ermittlern mit der Absicht, die Klage ihrer Tochter zu unterstützen.

In der Vernehmung berichtete die Mutter auch von einem Gespräch, das sie damals mit Strauss-Kahns geschiedener zweiten Frau Brigitte Guillemet führte. Diese habe ihr aus einer Unterredung mit Strauss-Kahn dessen Reaktion mit den Worten wiedergegeben: „Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich hab’s mit der Mutter getrieben und mich nicht mehr zurückhalten können, als ich die Tochter sah.“ Strauss-Kahns Ex-Frau, die Tristane Banons Taufpatin ist und damals mit der Mutter befreundet war, bestreitet das. Als die Mutter später Strauss-Kahn selbst zur Rede stellte, habe dieser geantwortet, es tue ihm leid, aber er habe ihrer Tochter wohl nicht wehgetan.

Mehrere Journalisten und Politiker, unter ihnen der frühere Chef der Sozialisten, François Hollande, denen sich Banon (32) damals anvertraute, sollen demnächst vernommen werden. Hollande, der sich derzeit um die Kandidatur der Sozialisten für 2012 bewirbt, wird von Banon vorgehalten, seinerzeit nichts gegen Strauss-Kahn unternommen zu haben. Der Zeitung „Le Monde“ sagte Hollande dazu, er habe die Vorwürfe „nicht im Detail“ gekannt und es sei nicht Aufgabe der Partei, die Arbeit der Justiz zu übernehmen.

Wie ein Justizsprecher am Dienstag in Paris mitteilte, wurde am Vortag auch Camille Strauss-Kahn im Zuge der Vorermittlungen angehört. Die 26-Jährige, die in New York studiert, ist eine Freundin der Journalistin Tristane Banon. Die Staatsanwaltschaft entscheidet nach Abschluss der Vorermittlungen, ob sie ein Verfahren einleitet. Falls es sich ihrer Ansicht nach um sexuelle Belästigung handelt, wäre die mutmaßliche Straftat bereits verjährt. Im Fall einer Verurteilung wegen versuchter Vergewaltigung droht Strauss-Kahn hingegen eine Haftstrafe von 15 Jahren.

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